Neueste Artikel

Der hysterische Mann

Dass auch Männer hysterisch sein können, dass vielleicht sogar dieses Geschlecht mehr fürchtet, sich seinen Gefühlen zu stellen und daher die Übertreibung und Inszenierung starker Emotionen als „Hysterie“ den Frauen zuordnet, ja sie an diese delegiert, wird in diesem Text mit vielen historischen, literarischen und praktischen Beispielen illustriert.

Die männliche Hysterie wurde bereits im 19. Jahrhundert, geriet dann aber in Vergessenheit. Warum das so war und warum das Thema bis heute gerne totgeschwiegen wird, darüber finden Leserinnen und Leser viele Informationen in diesem Buch.

Bei Amazon bestellen

Der Mensch Sigmund Freud

Warum noch eine Freud-Biografie? Von Jones bis Gay und Clark haben die Biografen Freud mit den Instrumenten seiner eigenen Methode erfasst. Sie haben den Ödipuskomplex gedeutet und seine Selbstanalyse übernommen.

Aber die Psychoanalyse hat sich weiterentwickelt. So will ich versuchen, Freud neu zu sehen. Ich will ihn anders sehen, als er selbst sich sehen konnte, denn er hat zwar den Begriff des Narzissmus eingeführt, aber nur sehr wenig davon auf sich selbst und sein Verhalten zu den Schülern angewandt. Ich hoffe auf diese Weise das Verständnis dafür zu vertiefen, warum die Psychoanalyse durch Freud so geschaffen wurde, wie es geschah.

Bei Amazon bestellen

Psychologie des Terrors

Durch den 11. September 2001 sind Namen wie Mohammed Atta und Osama bin Laden weltbekannt geworden. An diesem Tag veränderten Terroristen die Welt.
Warum werden junge Männer zu Attentätern? Was steckt hinter diesem Phänomen? Welche Traumata finden sich in den zerstückelten Biographien dieser Männer? Und wie kann man sie erkennen, behandeln oder sogar heilen?

Wolfgang Schmidbauer untersucht die Motive junger Terroristen, beschreibt an Fallbeispielen den Einfluss der Massenmedien und verdeutlicht, wie Aggressionen entstehen und sich auf brutale Weise entladen. Sein detailreiches Buch zeigt auch, mit welchen Strategien es gelingen kann, die terroristische Gefahr zu senken oder sie gar nicht erst entstehen zu lassen
(Verlagstext)

Erschienen im Gütherloher Verlagshaus
Bei Amazon.de bestellen

Burnout in der Psychotherapie

Wörtlich heisst Burnout Ausbrennen, es entspricht dem Verlöschen einer Lampe, wenn das Öl verbraucht ist oder dem Zustand eines „ausgebrannten“ Gebäudes. Unter Motorradfahrern bedeutet Burnout den Verschleiss eines Reifens, wenn bei festgehaltener Vorderradbremse soviel Gas gegeben wird, dass das Hinterrad durchdreht und der Pneu sich so stark erhitzt, dass er raucht oder sogar Feuer fängt; jedenfalls lässt sich so ein Reifen in wenigen Minuten „abfahren“, ohne dass der Fahrer einen Meter vorwärts kommt. Heute wird der Begriff für Motivationsprobleme verwendet, vor allem bei sozialen Berufen. Er dient dazu, Aufmerksamkeit für den Unterschied zu wecken, ob ein Lehrer, Arzt oder ein Therapeut seine Arbeit gern und engagiert oder verdrossen und defensiv leistet – etwa in dem Sinn: es ist mir alles zuviel, aber ich kann meinen Platz doch keinem inkompetenten Nachfolger überlassen.
Eines der ersten Signale des Burnout ist Überengagement. Hier hängen das Burnoutrisiko und das „Helfen als Abwehr“, das sogenannte Helfer-Syndrom (Schmidbauer 1977, 2001) zusammen. Die Betroffenen arbeiten nahezu pausenlos und formen alle ihre Beziehungen nach einem Modell, in dem sie selbst über Bedürfnisse erhaben und andere auf sie angewiesen sind. Während zu einer normalen Berufstätigkeit der Wechsel von Arbeit und Freizeit gehört, idealisieren sie die Arbeit und geben vor, keinerlei Erholung zu benötigen. Auf Entspannungsphasen wird verzichtet, der eigene Einsatz als vorbildhaft hingestellt. Die Betroffenen sind eher überaktiv, fühlen sich unentbehrlich, verleugnen eigene Bedürfnisse, um die Rolle perfekt durchzuhalten. Die Neigung, Kollegen zu entwerten, um die eigene Vollkommenheit herauszustellen, macht solche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oft unbeliebt und verstärkt das übermässige Engagement für die Arbeit, die zur einzigen Quelle von sozialer Anerkennung wird.
Irgendwann bröckelt die überforderte Leistungsfassade. Es lässt sich nicht mehr verleugnen, dass die Burnout-Gefährdeten ihren eigenen Ansprüchen nicht gewachsen sind. Chronische Müdigkeit und Unlust, die Arbeit zu beginnen sind erste Warnsignale. Wenn nach einem längeren Urlaub der erste Arbeitstag ebenso belastend erlebt wird wie der letzte vor dem Urlaub, ist klar, dass die Regenerationsfähigkeit reduziert ist. Weitere Symptome sind zunehmende Distanz von den eigenen Aufgaben und von den Menschen, die betreut werden sollen. Unpersönliche, manchmal zynische Ausdrücke setzen sich durch. Die Arbeit, die einmal mit Sätzen wie „ich tue es um der Sache willen, nicht für Geld!“ idealisiert wurde, wird als erheblich anstrengender, aber auch schlechter bezahlt als alle anderen Tätigkeiten erlebt. Die Betroffenen fühlen sich ausgenützt und gewinnen die Überzeugung, dass angesichts des Missverhältnisses von Anstrengung und Gehalt auch illegale Mittel (wie Krankfeiern oder falsche Abrechnungen) erlaubt sind, um Vorteile herauszuholen.
Den Betroffenen gelingt es nicht mehr, die in jeder Arbeit unausweichlichen Versagungen und Belastungen auszugleichen und die mit diesen verknüpften Aggressionen zu neutralisieren. Die Aggressionen werden entweder gegen die eigene Person gerichtet – Schuldgefühle, Selbstentwertungen, bedrückte Stimmung, Phantasien, für den Beruf völlig ungeeignet zu sein, ihn aufgeben zu müssen. Oder aber sich richten sich gegen Kolleginnen und Klienten. In der geräuschvollen Herabsetzung anderer, die noch schlechter arbeiten als ich, kann ich mein beschädigtes professionelles Selbstgefühl retten. Burnout und Mobbing sind sozusagen Zwillinge; wo wir das eine finden, ist das andere nicht weit.

Das Trauma des Verführers

Nicht nur Gewalt verletzt den Sexualpartner, sondern auch Treulosigkeit. Der bis zur Gewaltbereitschaft eifersüchtige Mann fasziniert manche Frauen, weil sie seine Leidenschaft für ein absolutes Treueversprechen nehmen. Der nach Frauengunst süchtige womanizer der amerikanischen Trivialliteratur kränkt, ähnlich seinem Vorbild Don Juan, die Sehnsucht nach Stabilität und Verläßlichkeit. So sind Erklärungen gefragt, welche dieses Verhalten verständlicher machen und seine sadistischen Züge abschwächen.
Ein aktuelles Beispiel: Hillary Clinton brach Ende Juli 1999 ihr Schweigen über die Affären des damaligen Präsidenten der USA und erklärte, Bill Clinton sei als Kind im Alter von vier Jahren von seiner Mutter und Großmutter mißbraucht worden. Die beiden Frauen hätten den kleinen Bill in ihren Streit hineingezogen und an ihn Forderungen gestellt, die nur ein Mann erfüllen könne, an denen ein Kind aber scheitern müsse. Diese seelische Verletzung, so Hillary Clinton, habe dazu geführt, daß der spätere Präsident Frauen nicht „widerstehen“ kann; er tut alles für sie, will es ihnen recht machen, ihre Bedürfnisse erfüllen, auch wenn er dadurch in Teufels Küche gerät.
Entspricht eine solche Vermutung dem Stand der Wissenschaft? Unmöglich ist ein solcher Zusammenhang nicht, aber Hillary ist Partei und verfolgt eigene Interessen. Sie will sich selbst aus der Diskussion bringen; dazu sind die vielfältigen Trivialisierungen der Psychoanalyse nützlich. Tatsächlich läßt sich der männliche Donjuanismus oft mit einer latent sadistischen Mutter verknüpfen, in der ein Sohn mit allen Mitteln festgehalten und lange vor seiner Pubertät wie ein erwachsener Mann behandelt wurde. Der Sohn fühlte sich oft fallen gelassen, entwertet und beschämt, weil er den Mann an der Seite der Mutter nicht ersetzen konnte. So geht er jetzt mit den Frauen um. Er hält sie fest und erobert sie. Dann läßt er sie fallen. Jetzt sind sie beschämt und entwertet, wie er es als Knabe war, der die Mutter nicht „halten“ konnte.
Hillarys Theorie ist naiv; nach ihr kopiert und sexualisiert der erwachsene Bill ein Verhalten, das er als Vierjähriger gelernt hat. Er meint es nur gut und will nur lieb sein. In der Realität findet sich im Donjuanismus immer eine aggressive Strömung; hier ist die Literatur, in der Don Giovanni so häufig auch ein Totschläger ist, einsichtiger als die Familienpsychologie, mit der Hillary Clinton operiert.
Der Sohn empfindet eine heftige, aber unterdrückte Aggression gegen eine Mutter, die ihn zur Frühreife zwingt. Er fühlt sich nicht geborgen, sondern bald durch Zuwendung überfordert, bald durch Kränkungen verletzt. Diese gehen oft von der Mutter aus, die neben dem Zuckerbrot, der Sohn sei ein viel besserer Mann als der Vater, auch die Peitsche liegen hat, er sei entweder kein Mann oder nicht besser als alle Männer – ein Schwein, ein übler Bursche, ein Versager.

Die Schnellen fressen die Langsamen

Schon seit langer Zeit interessiert mich, was in Organisationen geschieht; ich konnte die Zurückhaltung von Therapeuten nie gutheissen, die nach einem halben Jahr Behandlung immer noch nicht wissen, ob der Beamten-Patient, mit dem sie zu tun haben, nun im höheren oder im gehobenen Dienst arbeitet und was um Himmels willen das eine vom anderen unterscheidet. (Der höhere Dienst erfordert den Akademiker; der gehobene nicht. Einen niederen Dienst gibt es selbstverständlich nirgends…)
Daher verfolge ich aufmerksam, wie es sich für die Mitarbeiter eines Krankenhauses anfühlt, wenn der Träger beschliesst, ihre soziale Heimat umzukrempeln. Fusionen, Ausgliederungen (outsourcing haben vielleicht die Lesern schon öfter gehört) Verwandlungen in gewinnorientierte oder gemeinnütziger Gesellschaften sind an der Tagesordnung.
Wenn irgendwo eine Stadtverwaltung, ein Landratsamt, ein frommer Orden seine Führungsaufgaben (zu denen doch auch die Kostenkontrolle und der Wirtschaftsplan gehören) verschnarcht hat, werden die Versager nicht identifiziert. Das würde ein schlechtes Licht nach oben werfen, auf Landräte, Bürgermeister oder Generaloberinnen. Nein, es wird beschlossen, alles zu verändern, umzugründen, auszusourcen. Im Zug eines solchen Veränderungsprozesses an einem städtischen Klinikum fiel der Satz, der oben steht.
Eine engagierte und erfahrene Abteilungsleiterin hat den neuen, dynamischen Geschäftsführer – einen Betriebswirt, was sonst! – damit konfrontiert, dass die Motivation im Haus noch nie so schlecht gewesen sei wie nach den hektischen Umgliederungen der letzten Monate. Er könne doch nicht mit bestens bewährten Mitarbeitern in dieser Weise umgehen!
Darauf er: „Bei uns fressen nicht die Guten die Schlechten, sondern die Schnellen die Langsamen!“
Normalerweise wird der Satz anders zitiert: „Bei uns fressen nicht die Grossen die Kleinen, sondern die Schnellen die Langsamen!“ In letzter Zeit taucht er laut google vor allem im Zusammenhang mit Fähigkeiten des Mittelstandes auf, sich schneller an wechselnde Umstände anzupassen als grosse Konzerne.
An dem Satz beschäftigt mich ein Gefühl, für das er steht. Es ist die Angst. Wenn etwas, das mich fressen könnte, nur gross ist, hält sich die Angst in Grenzen. Ich kann ausweichen, solange ich schneller bin. Wenn es aber auch schnell ist, schneller als ich, dann muss ich mich wirklich fürchten, es gibt kein Entkommen. Es gibt keine Sicherheit mehr.
Organisationen gewinnen für unser Gefühlsleben in der Regel die Funktion einer Mutter, genauer: eines Ur-Objekts oder einer primären Umgebung, der wir ausgeliefert sind, die mächtiger ist und uns wehrlos macht. Das mag übertrieben klingen, aber es trifft die tiefere Schicht der ausgelösten Affekte, wenn jemand gekündigt oder gemobbt wird, wenn er – wie jüngst angesichts der Schliessung des Nokia-Werkes in Bochum – einen bisher für sicher gehaltenen Arbeitsplatz verliert.

Freuds Utopie und die Aktualität der Psychoanalyse

Zum 150. Geburtstag von Sigmund Freud

Freud wurde am 6. Mai1856 geboren, im Todesjahr von Heinrich Heine. Seine Jugend in Wien war von einer Epoche bestimmt, in der die Utopie einer friedlichen, von Wissenschaft und Bildung getragenen, liberalen und multikulturellen Gesellschaft zum Greifen nahe schien. Seit 1848 hatte sich die Lage der Juden in der Donaumonarchie stetig verbessert, um 1867 waren alle Reste rechtlicher Diskriminierung aufgrund der Religionszugehörigkeit beseitigt worden (die bis dahin beispielsweise jüdische Hebammen in nichtjüdischen Haushalten verboten). Juden waren wählbar, sie stellten Bürgermeister der liberalen Partei, „jeder fleissige Judenknabe (trug) also das Ministerportefeuille in seiner Schultasche“, wie Freud in der „Traumdeutung“ sagt.

Während der Gymnasialzeit Freuds (1865 – 1873) stieg die Zahl der jüdischen Schüler dort von 44 auf 73 Prozent, In den 80er Jahren war mindestens die Hälfte der Ärzte, der Journalisten und Anwälte in Wien jüdisch. Es war eine Aufbruchsstimmung ohnegleichen; niemand konnte voraussehen, dass bald die Verfolgung der „Ungläubigen“ in weit bösartigerer Gestalt zurückkehren würde. Was Freud immer als seine „Weltanschauung“ verteidigt und zur Grundlage der psychoanalytischen Haltung gemacht hat, wurzelt in dieser politischen Situation.

Im vorliberalen Europa musste sich der Jude, dem die rechtlichen Einschränkungen lästig waren, taufen lassen. Eine solche Demütigung wäre in der liberalen Zukunft, in der engstirnige Tradition dem wissenschaftlichen Fortschritt weichen muss, den Juden erspart geblieben. Es gab eine gemeinsame Welt für sie und für alle anderen, die sich der Welt geistig bemächtigen wollten. In dieser spielten Glaube, Hautfarbe, Herkunft und Geschlecht keine Rolle mehr.
Es waren freiere Zeiten als heute, denn Auschwitz kann aus der Welt nicht mehr hinausgedacht werden. Für Freud bedeutete der Satz: „Auch ich bin Jude geblieben“, den er neben die Selbstdefinition als „gottloser Jude“ stellt, dass er es für verfehlt gehalten hätte, eine durch Geburt erworbene Religionszugehörigkeit gegen eine zufällig praktischere zu tauschen, sich also – wie noch Heine – aus Karrieregründen taufen zu lassen. Das war in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts für eine Karriere in Verwaltung oder Militär noch unabdingbar.

Der Bombenbastler

Er war acht Jahre und ging in die zweite Klasse. Am Nachmittag nahm ihn die Mutter mit zum Einkaufen nach Berching in den Supermarkt. Sie setzte ihn auf den Rücksitz und schnallte ihn an. Dann fuhr sie los. Die Ampel an der Ausfahrt war grün. Sie gab Gas. Plötzlich wurde alles wild und laut und er sah wie sich die Kühlerhaube aufwölbte. Es war ein schneidender Lärm, ein Kreischen von Metall, ein dumpfes Dröhnen und ein Splittern von Glas, der Gurt schnitt ihn schmerzhaft in die Hüften. Seine Ohren dröhnten, als sei sein Kopf eine Glocke. Er war benommen. Er wollte aussteigen und kam nicht frei, er hatte vergessen, dass ihn der Gurt festhielt. Er schrie, die Mutter solle ihm helfen, solle erklären, was da gewesen sei, was so schrecklich gekracht und ihm weh getan habe.
Draussen sammelten sich Gesichter, das Auto wackelte, weil jemand eine Tür aufreissen wollte, die klemmte. Jetzt bekam er Angst und fing an, laut zu schreien. Die Mutter blieb stumm, und er hätte sie in den Rücken geboxt, wenn er nur losgekommen wäre. Er schrie und schrie und nichts geschah. Dann wurde er ganz still und tat gar nichts mehr, bis jemand in einer Feuerwehruniform ihn aus dem Auto holte. Die Mutter sass immer noch stumm hinter dem Lenkrad, aber ihr Gesicht war voller Blut. „Wir bringen sie ins Krankenhaus!“ „Wem gehörst du denn?“ Er sagte gar nichts. Sie hatten die Adresse in der Handtasche der Mutter gefunden und brachten ihn nach Hause.
Dort wartete die Tante. Der Vater war nicht da, sie hatten ihn mitgenommen, Als er am nächsten Morgen aus der Schule heimkam, kam ihm der Vater entgegen. Er mochte den Vater nicht. Er war fremd und hatte harte Hände. Er fuhr weg, auf Montage. Die Mutter war nicht da. Sie war im Krankenhaus. Sie kam nicht wieder. Wir müssen uns behelfen, Alois, sagte der Vater finster. Die Tante wird kommen und aufräumen. Wir werden kochen, so gut wir können. Das Vieh muss aus dem Stall, ich kann nicht jeden Tag melken.
Es wurde sehr still in dem Haus, vor allem im Winter, wenn schon um vier Uhr düstere Wolken über dem Wald hingen, der hier immer irgendwo am Horizont wartete. Die Tante schaute jeden zweiten Tag vorbei und brachte manchmal einen Topf mit Braten und Kartoffeln oder eine Schüssel mit Rohrnudeln. Brot und Butter und Selchfleisch gab es genug. Es geht uns doch gut, sagten die alten Leute, wir haben mehr als wir essen können, das war nicht immer so.
Er wartete auf den Schulbus, immer viel zu früh an dem Glashäuschen. Er war der einzige aus den 14 Häusern von Schmellnricht, aber in dem Bus sassen andere. Alois redete kaum mit ihnen. Sie hatten meist schon ein Gespräch angefangen und kümmerten sich nicht um ihn. In der Schule war es hell und ruhig und warm. Er bemühte sich, genauso schön zu schreiben wie die Lehrerin. Sie fragte ihn manchmal, warum er so still sei. Da wurde er noch stiller und sie sagte einmal, gell, die Mutter fehlt dir, aber da schüttelte er den Kopf, er wusste es wirklich nicht.
Der Vater ging jeden dritten Tag mit dem Schubkarren zum Nachbarn, der Bier und Limonade verkaufte. Er nahm zwei leere Träger mit und kam mit zwei vollen zurück. Alois kaufte sich Kopfhörer, weil er es nicht hören konnte, wenn der Vater vor dem Fernseher einschlief und schnarchte.

Therapy on Demand

Das neue Konzept einer bedarfsorientierten Psychotherapie: Mit dem Ende einer Psychoanalyse ist auch Heilung erreicht – so das bis heute gültige Dogma, das Patienten in Lebenskrisen lieber einen neuen Therapeuten suchen läßt, als dem alten wieder unter die Augen zu treten. Doch wie tauglich ist dieses Modell in der Praxis von heute?

Wolfgang Schmidbauer stellt das Prinzip vom endgültigen Abschluß einer Psychoanalyse auf den Prüfstand und plädiert für eine bedarfsorientierte Psychotherapie, eine „Therapy on Demand“, die die Rückkehr der „Geheilten“ zu ihren Therapeuten bewusst ermöglicht.

Denn gerade im Fall der narzisstischen Störungen hat sich ein solches Vorgehen bewährt. Schmidbauer skizziert anhand von zahlreichen eindrucksvollen Fallbeispielen die Grundzüge dieser „Therapy on Demand“ mit ihren Zielen, ihren Wertvorstellungen und ihrer Umsetzung in der psychoanalytischen Praxis.
(Verlagstext)

Bei Amazon bestellen

Psychotherapie im Alter

Die seelischen Probleme der Älteren und der Alten sind so vielgestaltig wie die Menschen, die mit ihnen umgehen müssen.

Um die Psychotherapie zu fassen, müssen wir die Belastungen älterer und alter Menschen herausarbeiten, dürfen aber ihre speziellen Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten nicht vergessen.

Es geht um Trennung von den Kindern, den Abschied vom Beruf, den Tod Nahestehender, den körperlichen Verfall und sexuelle Probleme.

Aber es geht auch um Qualitäten, die die Jungen vermissen lassen, Toleranz, Nachsichtigkeit, Erfahrung und Weisheit

Bei Amazon bestellen