Alle Artikel mit dem Schlagwort: Krise

»Dauernde Angst macht unglücklich«

SZ Magazin: Nach 1918 sind viele Menschen an Depression erkrankt, die die Spanische Grippe überlebt hatten. Wie ist das zu erklären?

In Zeiten der Rekonvaleszenz werden viele Leute depressiv, deswegen macht man ja auch Rehabilitationen. Nach dem Ersten Weltkrieg gab es außerdem unglaublich viele Umbrüche: Wer da nicht ganz fit war, war anfälliger für Depressionen. Soldaten sind das ohnehin, sie haben leicht das Gefühl, das Vaterland vergilt ihnen ihr Leid nicht. Die Integration der Soldaten im Frieden ist nach jedem Krieg ein Riesenproblem. 

Ist so eine Häufung von Depressionserkrankungen auch durch Corona zu erwarten?

Das ist sehr schwierig zu vergleichen, [...]

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In Zukunft wird es noch komplizierter

Zwischen dem Problem und dem Dilemma zu unterscheiden ist ein Denkmodell, das uns in schwierigen Situationen weiterhilft. Während das Problem gelöst werden kann, ist das Dilemma unlösbar. Die Corona-Krise liefert viele Beispiele dafür. In den politischen und medialen Reaktionen tritt die Ansteckung durch die Übertragung eines Virus absolut in den Vordergrund, ein typisches Problem mit klarer Ansage – ich bin entweder kontaminiert oder nicht. Das Dilemma meldet sich, sobald wir uns über die komplexen Bedingungen der menschlichen Immunabwehr informieren, die darüber entscheidet, ob und wie wir eine Virusinfektion bewältigen. 

Wenn ich beispielsweise kategorisch verbiete, dass alte Menschen in Heimen von [...]

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Das Finanzgewölbe

Ich ging an jenem Abend vor dem wichtigsten Tage meines Lebens in Würzburg spazieren. Als die Sonne herabsank, war es mir, als ob mein Glück unterginge. Mich schauerte, wenn ich dachte, dass ich vielleicht von allem scheiden müsste, von allem, was mir teuer ist. Da ging ich, in mich gekehrt, durch das gewölbte Tor sinnend zurück in die Stadt. Warum, dachte ich, sinkt wohl das Gewölbe nicht ein, da es doch keine Stütze hat? Es steht, antwortete ich, weil alle Steine auf einmal einstürzen wollen - und ich zog aus diesem Gedanken einen unbeschreiblich erquickenden Trost, der mir bis zu dem entscheidenden Augenblicke immer mit der Hoffnung zur Seite stand, dass auch ich mich halten würde, wenn alles mich sinken lässt.
So schrieb im Jahr 1800 der als preussischer Offizier und als Student der Mathematik gescheiterte Heinrich von Kleist

Von der Energiefront nichts Neues

Es gibt in Deutschland zur Zeit kaum einen Politiker, der sich nicht in die allgemeine Betroffenheit über die Katastrophe in den japanischen Atomkraftwerken einreiht. Es verwundert nicht, dass sich jetzt jene ärgern, die schon gegen die Atomindustrie kämpften, als das noch von eben diesen Politikern als weltferne Spinnerei, Technologiefeindschaft und Raub an einer sicheren Energieversorgung bekämpft wurde. In anderen Ländern sind die Menschen nicht so zimperlich.

Und was kann ich tun gegen die Angst?

Zu den großen Plagen des menschlichen Lebens gehört der Schmerz. Wenn uns etwas wehtut, sind wir sehr dankbar, wenn es wieder aufhört. Und doch ist völlige Schmerzunempfindlichkeit ein gefährliches, sehr seltenes Krankheitsbild. Die betroffenen Personen sind alles andere als glücklich mit ihrer Analgesie. Sie werden oft lebensbedrohlich verletzt, wenn beispielsweise Gliedmassen verbrennen oder erfrieren, ohne dass sie rechtzeitig gewarnt werden.