Autor: W.S.
Das Verhältnis von Deutung und Amplifikation
Zusammenfassung: Die klassische Deutung sucht Unbewusstes in Bewusstes zu übersetzen. Sie riskiert, analytische Macht zu demonstrieren und kann Patienten dazu verführen, eine rationalisierende Abwehr neu zu strukturieren oder an einer Opferrolle festzuhalten. Verglichen damit ist das eher narrative Vorgehen, das C.G. Jung als Amplifikation beschrieben hat, wärmer und offener. Es regt an, selbst weiter zu forschen und sich von der Enge einer richtigen oder falschen Interpretation zu befreien.
Ich habe einige Patienten, mit denen ich gerne und nach gemeinsamem Urteil auch erfolgreich arbeite, aber nicht ganz umhin kann, mich gelegentlich zu fragen: Was machen wir da eigentlich?
Angesichts der Einladung, [...] → weiterlesen.
Die grossen Fragen des Alterns
Der Machiavelli-Fehler
Neulich wurde ich wieder einmal nach einem Liebes-Rezept gefragt: Was kann ich tun, damit die Liebe meines Lebens sich nach der Hochzeitsfeier möglichst lange erhält? Ich bin grundsätzlich verlegen um solche Tipps, habe zu oft erlebt, wie Paare sich die guten Ratschläge von Experten um die Ohren hauen. Ich antwortete also nicht, dachte aber doch nach und hatte zwei Einfälle: Lasst einander in Ruhe, denn nichts schmälert die Liebe so sehr wie die Klage über den Mangel ihrer Intensität. Vermeidet den Machiavelli-Fehler! Beide Tipps sind verwandt; erklären muss man aber nur den Machiavelli-Fehler.
Ich habe den zynischen Florentiner immer [...] → weiterlesen.
Der Fortschritt und das Glück
Der schwarze Atem
Gekürzt unter dem Titel Wir sind einander Aussätzige geworden erschienen in Die Welt am 21.1.2022
2020 war das Jahr des Virus, 2021 war das Jahr der Impfungen. Aber was ist 2022? Mein erster Einfall war das Jahr der Erschöpfung, mein zweiter, der mir besser gefällt: das Jahr der Reparaturen. Es gibt viel heil zu machen. In dem Bestreben, Leben zu retten und Sicherheit zu gewinnen, ist viel kaputt gegangen. Das passierte einfach so. Wer es eilig hat, müsste ein Übermensch sein, um nicht zum Trampel zu werden. Wo gegen Gefahren gehandelt wird, dominiert ein kämpferisches Ego und zieht eine Schleppe [...] → weiterlesen.
Die Qual der Wahl und die Wohltat des Zwangs
Der erste Teil dieses Essays erschien am 17.11.2021 in der WELT
Es gibt Fälle in der Paartherapie, in denen der Berater Mühe hat, nichts ins Nostalgische abzuschweifen. Wenn es eine moderne Szene gibt, die Love’s Labour’s Lost illustrieren könnte, dann ist es die verlorene Liebesmühe Liebender, die eigentlich gerne ein Kind möchten, aber unsicher sind und nun schon an der Frage scheitern, ob sie die Pille absetzen wollen. Es gibt sicher wichtigere Probleme als das Mitleiden des Therapeuten, was da in den Tagen und Nächten der Gespräche, Vorschläge, Rückzüge über dieses Thema an Lebens- und Liebesqualität verloren geht. Er mag [...] → weiterlesen.
Warum sich Kinder böse Eltern machen
»Dauernde Angst macht unglücklich«
SZ Magazin: Nach 1918 sind viele Menschen an Depression erkrankt, die die Spanische Grippe überlebt hatten. Wie ist das zu erklären?
In Zeiten der Rekonvaleszenz werden viele Leute depressiv, deswegen macht man ja auch Rehabilitationen. Nach dem Ersten Weltkrieg gab es außerdem unglaublich viele Umbrüche: Wer da nicht ganz fit war, war anfälliger für Depressionen. Soldaten sind das ohnehin, sie haben leicht das Gefühl, das Vaterland vergilt ihnen ihr Leid nicht. Die Integration der Soldaten im Frieden ist nach jedem Krieg ein Riesenproblem.
Ist so eine Häufung von Depressionserkrankungen auch durch Corona zu erwarten?
Das ist sehr schwierig zu vergleichen, [...] → weiterlesen.
Interview: „Warmes Denken, Kaltes Denken“
Interview der evangelischen Stadtakademie zum aktuellen Buch „Kaltes Denken, warmes Denken“ (und natürlich zur Corona Krise.)[...] → weiterlesen.