Alle Artikel mit dem Schlagwort: Gesellschaft
Die Kunst der Reparatur
Helikoptermoral
Auf dem Holzweg
Minenfeld oder Kreidekreis?
Dieser Essay erschien im Juli 18 leicht verändert unter dem Titel “Auf dem Weg zum verlässlichen Bürger” in der Welt am Sonntag
Ehe der Fall Özil so durchgenudelt ist, dass keiner mehr etwas davon hören kann, sollte doch die Frage gestellt werden: Was können wir daraus lernen?
Als meine Großeltern heirateten, war es ein Skandal, dass sich eine katholische Kaufmannstochter in einen evangelischen Juristen verliebt hatte. Der Jurist musste zusichern, dass die gemeinsamen Kinder katholisch getauft wurden. Sonst drohte der Großmutter die Exkommunikation. Ich selbst habe im katholischen Passau noch eine Predigt gehört, dass Kinder aus „Mischehen“ spätestens in der [...] → weiterlesen.
Weil er es tun kann
Die ersten Schüsse wurden bei dem Massaker in Las Vegas als Teil der Veranstaltung missverstanden – ein Trommelwirbel, der Beginn des Feuerwerks, mit dem solche Festivals oft beendet werden. Viel zu spät bemerkten die Teilnehmer, dass etwas nicht stimmte. Minutenlang schoss der 64 Jahre alte Stephen Paddock aus dem 32. Stockwerk eines Hotels auf Menschen, die tief unter ihm wimmelten. Er konnte aus dieser Entfernung nicht genau zielen, aber das ist bei Maschinengewehrfeuer auch nicht nötig. Manchmal gab es Pausen – er brauchte sie zum Nachladen der Schnellfeuerwaffen.
Zunächst reklamierte die Terrormiliz IS die Tat für sich. Aber Paddock kämpfte [...] → weiterlesen.
Raubbau an der Seele
Hinter Tugendmasken stecken oft Fanatiker
Mediengesellschaften entwickeln eine dekontextualisierte Ethik, die ich anschaulicher Helikoptermoral nenne. Dekontextualisiert heißt: Werte werden aus dem Zusammenhang gerissen. Sie werden zum Superlativ übersteigert, sobald sich Zweifel melden. Sie spalten den Blick auf die Welt. Statt das Zusammenleben der Menschen angemessen zu regulieren, wird diese Moral zu einem Mittel, einen Sturm der Entrüstung zu entfesseln, die eigene Geltung auf Kosten eines Denunzierten zu steigern und in der Folge Menschen zu zerstören.
Charakteristisch für die Helikoptermoral ist das schnelle, dramatische Urteil, das die klassische Gewaltenteilung völlig ignoriert: Anklage wird Schuldspruch. Ein Beschuldigter verliert Stellung und Ansehen, ehe die Vorwürfe geklärt sind. Die [...] → weiterlesen.
„Komm! ins Offene, Freund!“
Sexuelle Gewalt und männlicher Narzissmus
Die Silvesternacht in Köln, ein paar Wochen vor dem Karneval, Feierlaune, Betrunkene, die nicht vorsichtig genug mit ihren Böllern und Raketen umgehen – und plötzlich kippt die Szene, wird zum sexualisierten Mobbing, zur spontan organisierten männlichen Kriminalität gegen Frauen. In der Folge schrille Fragen nach dem Zusammenprall von Kulturen, dem Umgang mit Migranten. Auf Veranstaltungen der rechten Szene wird ein T-Shirt verkauft, auf dem eine Frau vor Männern flieht; Text: Rapefugees not welcome. Die Ereignisse am Kölner Hauptbahnhof haben ein Phänomen nach Deutschland transportiert und unter ein politisches Vergrößerungsglas gelegt, das sich an vielen Orten in der Welt schon geraume [...] → weiterlesen.