Alle Artikel mit dem Schlagwort: Konsumkritik
Die Kunst der Reparatur
Wie groß ist die Bedeutung von Handarbeit für den Kopf?
Ich habe mich diesen Herbst während einer Erkältung nicht geschont und eine Quittung bekommen, die es in sich hat: eine Gürtelrose. Eine faszinierende Krankheit, sagte mein Schmerzarzt: Sobald die Immunabwehr geschwächt ist, erwachen die über viele Jahrzehnte in einem Nervenstrang schlummernden Herpes zoster-Viren, wandern an die Hautoberfläche, vermehren sich dort in einem Bläschen-Ausschlag und schädigen den Nerv derart, dass er auch noch nach dem Heilen der Bläschen schmerzt, als ob glühende Würmer unter der Haut krabbeln.
Gegen Schmerzen helfen Medikamente – und Ablenkung. Wer etwas anders im Kopf hat, von etwas begeistert ist, spürt den Schmerz nicht. Das ist mindestens
Auf dem Holzweg
Hinter Tugendmasken stecken oft Fanatiker
Mediengesellschaften entwickeln eine dekontextualisierte Ethik, die ich anschaulicher Helikoptermoral nenne. Dekontextualisiert heißt: Werte werden aus dem Zusammenhang gerissen. Sie werden zum Superlativ übersteigert, sobald sich Zweifel melden. Sie spalten den Blick auf die Welt. Statt das Zusammenleben der Menschen angemessen zu regulieren, wird diese Moral zu einem Mittel, einen Sturm der Entrüstung zu entfesseln, die eigene Geltung auf Kosten eines Denunzierten zu steigern und in der Folge Menschen zu zerstören.
Charakteristisch für die Helikoptermoral ist das schnelle, dramatische Urteil, das die klassische Gewaltenteilung völlig ignoriert: Anklage wird Schuldspruch. Ein Beschuldigter verliert Stellung und Ansehen, ehe die Vorwürfe geklärt sind. Die [...] → weiterlesen.
„Komm! ins Offene, Freund!“
Die Bedeutung der Handarbeit für den Kopf
Der Mensch verdankt seine Intelligenz zum guten Teil den werkzeugschaffenden, geschickten Händen. Die freiwillige, selbstgesteuerte, die von wohlmeinenden und kundigen Eltern dem Kind auferlegte Handarbeit ist ein unverzichtbares Mittel, unseren Kontakt mit der Wirklichkeit zu verbessern, unsere Triebenergie in konstruktive Bahnen zu lenken und unsere Persönlichkeit zu entwickeln.
Die Bewertung von Handarbeit als „primitiv“ und geistesfern, die seit dem griechischen „Banausos“ für den Handwerker im abendländischen Denken nachweisbar ist, erscheint unter diesem Gesichtspunkt nicht nur töricht, sondern auch gefährlich. Sie gehört in eine vorindustrielle Epoche, in der es noch keine Kraftmaschinen gab, alle Menschen gehen oder reiten mussten und die [...] → weiterlesen.
Nie mehr allein mit Bäumen
Wenn ein Zeitreisender aus den siebziger Jahren heute hier landen würde, wäre ihm vieles vertraut. Der Englische Garten sieht seit zweihundert Jahren nicht viel anders aus als heute, Autos gab es 1970 weniger, Jogger auch, aber die Mütter schoben ihre Kinderwagen, die Hunde spielten miteinander und die Radler kümmerten sich nicht darum, dass manche Wege nur für Fußgänger waren – leben und leben lassen.
Nur in diesem Punkt würde der Zeitreisende glauben, dass viele Spaziergänger verrückt geworden sind: sie führen Selbstgespräche, manche laut, mache verhalten; einige haben die Hand am Ohr, andere sprechen in die Verdickung eines erst bei näherem [...] → weiterlesen.