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Buch der Ängste. Von A-Z.

Aus der FAZ-Literaturbeilage:

„In seinem faszinierendem „Buch der Ängste“ führt Wolfgang Schmidbauer uns durch die irrationale Welt der Phobien, ein lexikalischer Steifzug von A (wie Ablutophobie, die Angst, sich zu waschen) bis Z (wie Zeusophobie, die Angst vor Göttern).

Jeder, der diese Phänomenologie liest, wird staunen und sich an mancher Stelle wiederfinden. Man begreift sich selbst am Ende der Lektüre besser … Der spielerische Buchcharakter ist gut gewählt.

Schmidbauer verfängt sich nicht in medizinischen Fachvokabular, sonder bringt uns wie nebenbei das Wesen der Phobien näher. Und so eine Liste hat ja auch etwas Beruhigendes: Sie bannt die Erwartung des Fürchterlichen, indem sie jeder Phobie einen Namen verpasst. Die Angst bekommt ein Gesicht.“

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Die Geschichte der Psychotherapie

Es mag mit meinem frühen Interesse für (Kunst)Geschichte zusammenhängen, das schon während meiner Gymnasialzeit entstand, dass für mich die Geschichtsforschung immer die beste Möglichkeit ist, einen Gegenstand kennenzulernen. So hat mich die Geschichte der Psychotherapie schon beschäftigt, als ich selbst noch nicht praktisch in diesem Feld arbeitete, sondern zwischen Deutschland und Italien ein Wanderleben als Journalist und Autor führte. Aus diesen Interessen, die damals zu einigen Veröffentlichungen in Fachzeitschriften (z.B. über Schamanismus und Psychotherapie, über archaische Riten und Gruppenpsychotherapie) führten, entstand der Gedanke, ein Buch über die Geschichte der Psychotherapie zu schreiben. Der erste Titel „Psychotherapie – Ihr Weg von der Magie zur Wissenschaft“ wurde 1972 veröffentlicht und in mehrere Sprachen übersetzt. Nun erscheint – 40 Jahre später – eine Neuauflage dieses Klassikers.

Verlagstext:
Wie gehen andere Kulturen mit psychischen Krankheiten um? Was unternahmen schriftlose Gesellschaften angesichts seelischer Leiden? Wie hat sich aus diesen magischen Wurzeln die heutige Vielfalt therapeutischer Ansätze entwickelt? Wolfgang Schmidbauer erzählt die faszinierende Geschichte der Psychotherapie von den Anfängen der Menschheit bis heute. Er beleuchtet die zahlreichen und oft widersprüchlichen Aspekte der Rolle des Helfers und Heilers zwischen einfühlendem Künstler und striktem Wissenschaftler, zwischen spirituellem Führer und modernem Dienstleister. Er zeigt auf, wo die Stärken und Schwächen der einzelnen Schulen und Richtungen der Psychotherapie liegen und welches Potenzial in ihrer Fortentwicklung steckt.

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Wie wir wurden, was wir sind

BRD60 Jahre Bundesrepublik – drei Generationen von Menschen, die gearbeitet, geliebt und gelitten haben.

Um diese innere Biografie des Landes geht es Wolfgang Schmidbauer. Unter dem genauen Blick des Psychologen entdecken wir ein soziales Gemeinwesen, dem eine erstaunliche Dynamik eingeschrieben ist: die traumatisierte Kriegsgeneration. Die Achtundsechziger, sich grandios selbst überschätzend. Und dann deren Kinder, oft ohne Chance, ein wirkliches Selbstwertgefühl zu entwickeln … Schmidbauer hat die kollektive Biografie unseres Landes verfasst.

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Eine Kindheit in Niederbayern

Eine Zeit lang habe ich meinen Kindern Geschichten meiner eigenen Kindheit auf dem Bauernhof meiner väterlichen Grosseltern als Einschlafhilfe erzählt. Irgendwann kam ich auf den Gedanken, sie aufzuschreiben, als Beitrag zur europäischen Ethnologie, zum Leben und Denken in der unmittelbaren Nachkriegszeit, als ungeschminkten Bericht über die Umwelt eines Kindes, das zwischen einer bäuerlichen und einer bürgerlichen Welt pendelt:

Zwischen 1944 und 1950 lebten wir, ausgebombt, im Sommer bei den väterlichen, im Winter bei den mütterlichen Grosseltern, im Sommer in einem Haus ohne Bücher, ohne fliessendes Wasser, mit vier Kühen, zwei Schweinen und einigen Hühnern, im Winter in der Stadtwohnung eines Landgerichtsdirektors mit der angeblich grössten Privatbibliothek von Passau.

Dieses Buch ist auch als eBook erschienen.

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Die Angst vor Nähe

naeheDieses Buch, das zuerst 1986 erschienen ist, das viele Auflagen und Bearbeitungen erlebt hat, beschäftigt sich mit dem Grenzgebiet von Gesellschaft und erotischer Intimität.

Nähe wird heute zunehmend als bedrohlich erlebt; Singles sind die am schnellsten wachsende Bevölkerungsgruppe in den meisten modernen Ländern. Der Hintergrund sind unbewusste, unverarbeitete Wünsche nach extremer Nähe, nach Preisgabe aller Verantwortung durch die Verschmelzung mit einem Liebespartner. Bewusst wird dieser dann gemieden oder entwertet, um das eigene Ich, die eigene Autonomie nicht zu verlieren.

In dem Buch sind zahlreiche Fallbeispiele vor ihrem sozialen und familiengeschichtlichen Hintergrund analysiert; es werden auch Behandlungsmöglichkeiten (vor allem durch Gruppentherapie) dargestellt.

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Hilflose Helfer

Dieses Buch wurde 1977 schnell zum Bestseller; heute sind fast dreihunderttausend Exemplare verkauft.

Das damals von mir geprägte Wort vom “Helfersyndrom” ist inzwischen, oft völlig aus diesem Kontext gelöst, Teil der Alltagssprache geworden. Allerdings wird meine These dabei meist plakativ missverstanden, etwa in dem Sinn, dass Helfer neurotisch sind oder auch nur aus egoistischen Motiven handeln.

In Wahrheit geht es darum, die besonderen seelischen Risiken der helfenden Berufe genauer zu erkennen, nicht zuletzt aus psychohygienischen Gründen. Denn die in persönlichen Problemen wurzelnde und daher zwanghaft und ohne Realitätsorientierung funktionierende Helfer-haltung ist eine wesentliche Ursache der etwas später zuerst in den USA beschriebenen burnout-Erscheinungen, dem “Ausbrennen” einst engagierter und idealistischer Helfer.

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Das kleine 1×1 der Seelenkunde

Ein psychologischer Ratgeber, lexikalisch angelegt und verständlich geschrieben

Wer sich zu einem bestimmten Thema mit der Hilfe eines Fachbuches informieren möchte, der hat ein Problem: Komplizierte Sachverhalte und zahllose Fachbegriffe machen dem Laien das Verstehen nahezu unmöglich.

Wolfgang Schmidbauer wählt hier einen anderen Weg: Er nimmt die Hintertreppe – die zum gleichen Ziel führt. Für sein kleines 1 x 1 der Seelenkunde hat er emotional aufgeladene Begriffe des Alltags von Abhängigkeit bis Zusammenleben gesammelt und erklärt diese so, dass jede und jeder sie verstehen und nutzen kann.

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Tage der Manie

Ich wundere mich, dass sich gegenwärtig, in diesen Tagen des Weltmeisterschaftsfiebers, niemand mehr über den Verfall der Skepsis wundert – wo es doch einmal in Deutschland eine ganze „skeptische Generation“ gab, frei nach dem Soziologen Helmut Schelsky. Wer sich, wie der Autor, als Entspannungsritual spätabends durch die Fernsehkanäle zappt, der kommt gegenwärtig nicht daran vorbei, Talkshows von Sportfachleuten zu erleben. Dort wird dann über das nächste Spiel geredet. Sagen wir: Deutschland gegen Serbien! Noch Fragen, wer gewinnt? Keine. Wie hoch? 3 : 1 sagt eine Teilnehmerin, ein zweiter stimmt zu. Ex-Nationalspieler Paul Breitner setzt noch eins drauf: Sollen diese Serben überhaupt gegen uns ein Tor schießen? Nein, behauptet er in den johlenden Beifall hinein, 3 : 0 ist das Ergebnis. Klare Sache.

Am Freitag kam eine Supervisandin um zwei Uhr, als die Strassen menschenleer waren. „Tue ich Ihnen etwas an, dass wir jetzt arbeiten müssen?“ fragte sie. „Nein, ich schaue mir immer lieber die Zusammenfassungen an. Ein ganzes Spiel ist mir zu lang!“ sagte ich. „Ich glaube, es ist noch kein deutsches Tor gefallen“, sagte sie. „Das hätte ich bemerkt!“
Um drei gingen meine Frau und ich kurz spazieren. Es war sehr still in der Stadt, als läge ein Schleier über ihr. „Das fühlt sich nicht so an, als ob wir gewonnen hätten“, sagte sie. „Wir warten, bis es halb vier ist. Dann müsste das Spiel vorbei sein, dann merken wir es!“
Noch nie, hatte es am Morgen aus dem Radio getönt, hat eine deutsche Nationalmannschaft ein Länderspiel gegen Serbien verloren. Seit es Fußball gibt und Serbien, sind wir Sieger. Wir sind nicht aufzuhalten auf dem Weg nach oben!

Merkwürdig genug, hätte ich unserer Mannschaft auf dem Spielfeld den Sieg gegönnt; ihr Debakel weckte mehr Mitleid als Schadenfreude, sogar eine heimliche Hoffnung, dass der Denkzettel ihnen hilft, sich in den kommenden Spielen zu steigern. Aber ich hätte mir doch sehr gewünscht, dass die manischen Schwätzer am Rand des Spielfelds eines jener ehrwürdigen Bußrituale exerzieren müssten, in denen man sich die Kleider zerreißt und Asche aufs Haupt streut. Weiterlesen

Und was kann ich tun gegen die Angst?

Erschienen in: Stuttgarter Zeitung, März 2009

Die Wirtschaftskrise löst Ängste aus. Darüber wird viel geredet. Aber wie lassen sich Ängste in den Griff bekommen?

Zu den großen Plagen des menschlichen Lebens gehört der Schmerz. Wenn uns etwas wehtut, sind wir sehr dankbar, wenn es wieder aufhört. Und doch ist völlige Schmerzunempfindlichkeit ein gefährliches, sehr seltenes Krankheitsbild. Die betroffenen Personen sind alles andere als glücklich mit ihrer Analgesie. Sie werden oft lebensbedrohlich verletzt, wenn beispielsweise Gliedmassen verbrennen oder erfrieren, ohne dass sie rechtzeitig gewarnt werden.

Angst ist ebenso doppelgesichtig wie der Schmerz. Aber da sie nicht aus dem Körper kommt, sondern aus der Seele, ist sie auch sehr viel schwerer einzuschätzen und sehr viel stärker durch soziale Mechanismen geprägt. Wenn wir keine Angst hätten, wären wir nicht da. Ein weithin sichtbareres Paket leckerer Proteine, das – anders als etwa die Schildkröte – ohne Panzer herumläuft, würde ohne blitzschnelle Angstbereitschaft bald zum Opfer des nächsten Raubtiers. Angst zu haben, Gefahren wahrzunehmen, rasch zu fliehen ist hilfreich für das Überleben. Wenn unsere Ahnen keine Angst vor Säbelzahntigern und Höhlenbären gehabt hätten, wären sie ausgestorben. Wenn Kinder sich nicht fürchten würden, den Schutz der Erwachsenen zu verlieren, wären die Folgen nicht anders.

Angst macht den Menschen vorausschauend, lässt ihn planen. Um Angstpatienten zu trösten, sage ich ihnen oft, dass ängstliche Menschen sehr gute Organisatoren sind und meist in der Arbeitswelt besser überleben als kühne Helden und furchtlose Siegertypen. Sie denken, ehe sie etwas unternehmen, genau über alles nach, was schief gehen kann. Mehrfach. Sie bauen vor, haben Plan C parat, wenn Plan A versagt und Plan B ebenfalls nicht funktioniert.

Aber Angst ist nur so lange hilfreich, wie sie sehend macht und nicht blendet. Wenn sie uns unterstützt, reale Gefahren wahrzunehmen, uns auf sie vorzubereiten, sie zu vermeiden, unser Handeln gut zu planen und abzusichern, kräftigt uns die Angst. Sobald sie aber den Unterschied zwischen realen Gefahren und erträglichen Risiken verwischt, wird die Angst selbst zur Gefahr. Wenn wir ihr auch dort nachgeben, wo es „nur“ darum geht, Kränkungen zu vermeiden, uns anzustrengen, ein wenig zu schwitzen oder zu frieren, kann die Angst wie ein Krake alles Leben aus einer zwanghaft erstarrten Routine pressen.

Eventkultur

Herausgegeben von Harald Pühl und Wolfgang Schmidbauer

Ein Solidaritätskonzert für Afrika, die Präsentation eines neuen Automodells, der nächtliche Kinostart von Harry Potter – ohne Event läuft heute nichts mehr. Alle möglichen und unmöglichen Formen von Ereignissen, Veranstaltungen, Jubiläen werden als Event zelebriert – im Wettlauf um die öffentliche Wahrnehmung. Heerscharen von Event- und PR-Spezialisten nutzen das Event als emotionale Mobilisierung für ihr jeweiliges Anliegen.

Der öffentliche Raum ist beherrscht von einem hektischen Wechsel hochgespülter Themen. Der Satz eines Politikers, eine medienwirksam präsentierte Studie, die Vogelgrippe oder die nächsten Wahlen scheinen für einen Moment alles andere an Wichtigkeit und Dringlichkeit zu übertrumpfen. Schon nach kurzer Zeit aber versinkt das Thema wieder im Meer scheinbarer Bedeutungslosigkeit. Doch: Das kurzfristige Erheischen von Aufmerksamkeit bringt meist nicht weiter, wenn es um Probleme geht, deren Lösungen Geduld und einen langen Atem benötigen. Denn es fehlt an Nachhaltigkeit, Tiefe und sachlicher Auseinandersetzung.

Im vorliegenden Buch wollen die Autoren die exzessive Ausbreitung der Ereigniskultur nicht nostalgisch beklagen und einer traditionellen Gesellschaft huldigen. Sie suchen vielmehr nach Gründen für den kollektiven Erlebnishunger und diskutieren die Auswirkungen einer im Event organisierten Befriedigung auf die Individuen. In teils analytischen, teils persönlichen Beiträgen vermitteln die Autoren überraschende Perspektiven sowie Einsichten, die eine Orientierung im Event-Dschungel ermöglichen.

Beiträge:

Wolfgang Schmidbauer – Annäherung an den Event
Peter Heintel – Event als Angebot einer “Großgruppenkultur” in der Übergangsgesellschaft
Gudrun Brockhaus – Aber die Fackelzüge! Der Nationalsozialismus als Vorläufer der Eventkultur
Harald Pühl – Wir sind alle Helden: Der Triumph und das Glück
Rainer Lucas – Unternehmenskommunikation in der Erlebnisgesellschaft
Wolfgang Schmidbauer – Events im psychosozialen Feld
Klaus Ottomeyer – Event als Trauma
Heiner Keupp – Vom Elfenbeinturm zum Leuchtturm – Die Entkernung und
Neuerfindung der Universitäten durch Eventisierung

Jochen Wagner – Göttlich ausschaun, tierisch abgehn – Events als Doubles des nie gelebten Lebens

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