Herausgegeben von Harald Pühl und Wolfgang Schmidbauer
Ein Solidaritätskonzert für Afrika, die Präsentation eines neuen Automodells, der nächtliche Kinostart von Harry Potter – ohne Event läuft heute nichts mehr. Alle möglichen und unmöglichen Formen von Ereignissen, Veranstaltungen, Jubiläen werden als Event zelebriert – im Wettlauf um die öffentliche Wahrnehmung. Heerscharen von Event- und PR-Spezialisten nutzen das Event als emotionale Mobilisierung für ihr jeweiliges Anliegen.
Der öffentliche Raum ist beherrscht von einem hektischen Wechsel hochgespülter Themen. Der Satz eines Politikers, eine medienwirksam präsentierte Studie, die Vogelgrippe oder die nächsten Wahlen scheinen für einen Moment alles andere an Wichtigkeit und Dringlichkeit zu übertrumpfen. Schon nach kurzer Zeit aber versinkt das Thema wieder im Meer scheinbarer Bedeutungslosigkeit. Doch: Das kurzfristige Erheischen von Aufmerksamkeit bringt meist nicht weiter, wenn es um Probleme geht, deren Lösungen Geduld und einen langen Atem benötigen. Denn es fehlt an Nachhaltigkeit, Tiefe und sachlicher Auseinandersetzung.
Im vorliegenden Buch wollen die Autoren die exzessive Ausbreitung der Ereigniskultur nicht nostalgisch beklagen und einer traditionellen Gesellschaft huldigen. Sie suchen vielmehr nach Gründen für den kollektiven Erlebnishunger und diskutieren die Auswirkungen einer im Event organisierten Befriedigung auf die Individuen. In teils analytischen, teils persönlichen Beiträgen vermitteln die Autoren überraschende Perspektiven sowie Einsichten, die eine Orientierung im Event-Dschungel ermöglichen.
Beiträge:
Wolfgang Schmidbauer – Annäherung an den Event
Peter Heintel – Event als Angebot einer “Großgruppenkultur” in der Übergangsgesellschaft
Gudrun Brockhaus – Aber die Fackelzüge! Der Nationalsozialismus als Vorläufer der Eventkultur
Harald Pühl – Wir sind alle Helden: Der Triumph und das Glück
Rainer Lucas – Unternehmenskommunikation in der Erlebnisgesellschaft
Wolfgang Schmidbauer – Events im psychosozialen Feld
Klaus Ottomeyer – Event als Trauma
Heiner Keupp – Vom Elfenbeinturm zum Leuchtturm – Die Entkernung und
Neuerfindung der Universitäten durch Eventisierung
Jochen Wagner – Göttlich ausschaun, tierisch abgehn – Events als Doubles des nie gelebten Lebens