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Und was kann ich tun gegen die Angst?

Die gegenwärtige  Wirtschaftskrise verrät zuerst einmal, dass nicht ihre Ängste, sondern ihre Angstvermeidungen Menschen in Gefahr bringen. Sie wäre nicht entstanden, wenn nicht viele Bankkunden in blindem Expertenvertrauen elementare Regeln des vorsichtigen Wirtschaftens vernachlässigt hätten. Eine dieser Regeln lautet, nie sein ganzes Geld auf eine Karte zu setzen. Die Bankiers des 19. Jahrhunderts empfahlen ein Drittel Aktien, ein Drittel Immobilien, ein Drittel Gold, Schmuck, Bargeld. Wer solche Regeln aufstellt, weiß nur zu gut, dass jede Investition schief gehen kann und es klug ist, sich gegen diese Gefahr abzusichern, auch wenn so kein maximaler Gewinn erzielt werden kann.

Solange wir daran glauben, dass jemand besser für uns sorgt, als wir es selbst tun können,  haben wir keine Angst. Wenn sich die Mutter nicht fürchtet, lebt das Baby in ihrem Schoß, an ihrer Brust angstfrei. So lange wir unserer Bank oder unserer Firma in ähnlicher Weise vertrauen, leben wir in Ruhe und Frieden – in einem seligen Zustand kindlicher Geborgenheit. Wenn aber ein so grenzenloses Vertrauen enttäuscht wird, kann ein ebenso blindes Misstrauen entstehen. Die Wirtschaftskrisen lehren, dass dieses Kippen vom gutgläubigen Vertrauen zum panischen Misstrauen die Kursstürze verursacht, welche dann als schwarze Tage in die Börsengeschichte eingehen.

Emanzipation hatte schon  immer mit Angstbewältigung zu tun: Wage es, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!  Sie ist ein anspruchsvolles Programm. Was aber tun, wenn die Welt so kompliziert ist, dass der eigene Verstand keine Übersicht verschafft und auch Experten nur einen kleinen Ausschnitt überblicken?  Nicht zuletzt wegen dieser Unübersichtlichkeit der Moderne nehmen in ihr die Ängste zu, wie man einer seit 1991 regelmäßig durchgeführten Befragung entnehmen kann.
Die von der R+V-Versicherung der Raiffeisenbanken in Auftrag gegebene Studie ergab im vergangenen Jahr, dass sich 76% der Deutschen vor weiteren Preissteigerungen fürchteten. Das waren zehn Prozent mehr als im Vorjahr. 58% hatten Angst, dass sich ihre wirtschaftliche Lage verschlechtern könnte, das waren ebenfalls zehn Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Naturkatastrophen ängstigen über die Hälfte der Bevölkerung. Ebenfalls jeder zweite Deutsche befürchtet,  im Alter pflegebedürftig zu werden.

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