Heute überwiegen Verschmelzungen mit Maschinen, deren übermenschliche Qualitäten schamlos zur Steigerung des eigenen Machtempfindens und der Verwöhnungsbedürfnisse dienen. Solange Automobile, Handys und Laptops komfortabler werden, sind wir abgelenkt nachzudenken, ob sie nicht prinzipiell unbekömmlich für den Menschen sind. In der Verschmelzung und Identifizierung mit dem Konsumguten ist das erschlichene Machtgefühl nicht mehr erkennbar. Der Konsument ist Sieger, wenn nicht über die düstere Zukunft, dann doch über die hoffnungslos rückständige Vergangenheit, in der beispielsweise ein Auto noch eine Handkurbel hatte, um es anzuwerfen, ein Motorrad nach einem Fußtritt startete oder eine Uhr aufgezogen wurde und nicht alle zwei Jahre eine Portion Batteriegift in die Umwelt entließ.
Wären sie nicht selbst Teilhaber an diesem selbstverständlichen Machtgewinn, dann würden die Intellektuellen und die helfenden Berufe öfter darauf hinweisen, wie wenig die Warenverwöhnungen auf die unausweichlichen Enttäuschungen des Lebens vorbereiten und wie groß die Gefahr wird, dass kleine Einschränkungen wie unerträgliche Frustrationen erscheinen, die nach sofortiger Rache schreien. Mobbing und Stalking nehmen zu; sie signalisieren, dass es den Menschen schwerer geworden ist, Kränkungen zu verarbeiten. Schließlich ist es in der Welt der stummen Diener um uns herum selbstverständlich geworden, das die kleinste Unbequemlichkeit von einem geräuschlosen Servomotor beseitigt wird.
Eine intelligente Maschine wird in einem verschraubten Gehäuse geliefert, mit Werkzeug und einer Anleitung, wie mit Störungen umzugehen ist. Eine dumme Maschine tritt als ein unzerstörbares Wunderwerk auf. Das Plastikgehäuse ist verschweißt. Bei Störungen während der Garantiezeit wird das ganze Gerät ersetzt, bei einer später notwendigen Reparatur rät der Kundendienst (falls es ihn gibt), lieber das neue Modell zu kaufen.
Wer die regressiven Neigungen der Konsumenten fördert und ausbeutet, macht mehr Umsatz und kann mehr Geld in Reklame investieren, die den Absatz seines Schundes weiter steigert. Die Ware programmiert den Konsumenten. Angesichts einer Störung fällt ihm nichts ein, weil er weder weiß, wie sein Gerät funktioniert, noch dieses ihm irgendetwas beigebracht hat. Dumme Dinge sagen uns nichts über ihr Innenleben und helfen uns nicht, aus ihren Störungen zu lernen. Der Konsument soll sie wegwerfen und das nächste Produkt kaufen, ohne nachzudenken.
Wer heute mit Ärzten spricht, kommt bald auf ein Thema, das vielen (und gerade den engagierten, nicht am raschen und bequemen Gelderwerb interessierten) Medizinern die Freude am Beruf vergällt. Patienten wollen zwar ihre Gesundheit wiederhaben, aber auf nichts verzichten. Der Doktor soll doch, wozu verfügt er über diese wunderbaren Apparate und Medikamente, die Depression wegzaubern, das Herz in Ordnung bringen, die chronische Bronchitis wegschaffen, aber bitte ohne eigenes Bemühen. Hat er nichts Angenehmes zu sagen? Dann kaufe ich mir einen anderen Experten!
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