Die Geschichte unserer persönlichen Entwicklung lässt sich immer auch als Kränkungsgeschichte schreiben. Je komplexer die Kultur wird, desto mehr Kränkungen müssen wir verarbeiten. Der Einsicht in dieses Geschehen steht die Verdrängung und Verleugnung menschlicher Kränkbarkeit im Weg, die in den Psychotherapien der Gegenwart eine ähnlich einflussreiche Rolle spielt wie die Verdrängung und Verleugnung sexueller Wünsche im ausgehenden 19. Jahrhundert, als Freud die Psychoanalyse begründete. Schmidbauer geht in seinem neuen Buch den unterirdischen Wegen des Kränkungsgeschehens nach und untersucht, weshalb manche Menschen Kränkungen so viel besser verarbeiten können als andere. Er beschreibt die Entwicklung des gesunden und des traumatisch überlasteten Narzissmus, deren Folgen zwischenmenschliche Konflikte ebenso prägen wie das Geschehen in einer Psychotherapie.
Veröffentlicht am 26. September 2018
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