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Die Freude am Verfahren

Vielleicht sollte ich die Hörer schockieren und sagen, der Benzinsäufer habe seine umweltethischen Vorzüge wie der Benzinsparer? – Denn mit der Hilfe des Säufers würde die Krise schneller kommen, der Wendepunkt, an dem die Menschheit beginnt, mit dem Globus so genossenschaftlich umzugehen, wie es die Ammerseefischer schon längst tun. Wenn im Sommer die Renken heranwachsen, sind Netze mit größeren Maschen Pflicht. Alle halten sich daran, die Bestände werden geschont. Der Planet wartet noch auf seine Ringkanalisation und seine genossenschaftlichen Regelungen.

Auch am Ammersee waren die nicht immer da. Aber sie funktionieren jetzt schon eine ganze Weile. Wenn ich persönlich ein bescheidenes Auto dem BMW X 6 vorziehe, möchte ich daraus keine moralische Überlegenheit konstruieren, so wenig, wie ich diese meinen Freunden zuschreibe, die nur noch öffentlich oder mit dem Rad fahren. Ich fahre auch nicht aus moralischen Gründen mit dem Rad in die Praxis, sondern aus egoistischen: es macht mir mehr Spaß, geht schneller, ist gesünder.

Meine Kritik an dem teueren Auto beklagt nicht einen Verfall von guten Sitten zugunsten der Freude am Fahren. Ich würde, wenn ich in der Automobilindustrie das Sagen hätte, nicht die Freude an und für sich bekämpfen, sondern eine falsche Freude, die den Rausch der Geschwindigkeit und den Triumph der Macht über immer mehr Pferdestärken fördert.

Die große Freude, die ich meine, ist – auf das Auto bezogen – unbedingt die Freude des Bastlers. Es ist die Freude, etwas besser zu verstehen, besser mit ihm umzugehen, möglichst viel unter möglichst sparsamem Umgang mit natürlichen Ressourcen zu erreichen.
Ich habe einmal einen Brief in dieser Sache geschrieben und stütze mich im folgenden auf den Passus Auto in meinem Text über das dumme Ding.

IV.
17.7.1996

Sehr geehrter Herr Piech,
mir scheint, dass ein Projekt, dem ich versuchsweise den Namen „Volkswagen 2000“ gebe, dringend angezeigt ist und inzwischen auch gute Marktchancen hätte. Es wäre ein Modell, mit dem vor allem zwei Ziele verfolgt werden:

  1. Eine ökologische Wende hin zu langsameren, leichtern und schwächer motorisierten Fahrzeugen, die nicht nur sparsamer sind, sondern auch das Konzept einer aggressiven, technologischen Hochrüstung (starker Motor erfordert ABS und Airbag usw.) preisgeben.
  2. Eine pädagogische Wende hin zu einer Technik, die nicht mehr durch wachsende Undurchschaubarkeit den Nutzer in einen Rückschritt seiner geistigen und emotionalen Qualitäten hineinzwingt.

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