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Wolfgang Schmidbauer & Lea Schmidbauer

In Zukunft wird es noch komplizierter

Zwischen dem Problem und dem Dilemma zu unterscheiden ist ein Denkmodell, das uns in schwierigen Situationen weiterhilft. Während das Problem gelöst werden kann, ist das Dilemma unlösbar. Die Corona-Krise liefert viele Beispiele dafür. In den politischen und medialen Reaktionen tritt die Ansteckung durch die Übertragung eines Virus absolut in den Vordergrund, ein typisches Problem mit klarer Ansage – ich bin entweder kontaminiert oder nicht. Das Dilemma meldet sich, sobald wir uns über die komplexen Bedingungen der menschlichen Immunabwehr informieren, die darüber entscheidet, ob und wie wir eine Virusinfektion bewältigen. 

Wenn ich beispielsweise kategorisch verbiete, dass alte Menschen in Heimen von ihren Angehörigen besucht werden, schütze ich sie hoffentlich vor einer Covid-19-Infektion. Gleichzeitig löse ich aber womöglich eine Depression aus, die ihre Immunabwehr so schwächt, dass sie einem der Keime erliegen, die längst im Heim zirkulieren.

Sollen wir zu Maßnahmen greifen, die für einen minimalen Gewinn an Ansteckungskontrolle den Menschen Möglichkeiten rauben, sich überhaupt noch sicher und geborgen zu fühlen in dieser neu geschaffenen Sozialwelt? Jogger im Stadtpark festnehmen, verbieten, dass Hunde Gassi geführt werden?

Der hohe Organisationsgrad der modernen Gesellschaften hat eine wenig reflektierte Entwicklung zu einem kalten Denken in simplen Alternativen induziert. Eine auf plakative Vereinfachung zielende Konstruktion des medialen Events gibt häufig vor, wir könnten ein Dilemma in ein Problem zurückverwandeln – mit schwerwiegenden Folgen. Wer in Zeiten größter Unsicherheit die Gefahr erst verleugnet und dann durch „radikale“ Gegenmaßnahmen wieder Punkte gewinnen möchte, tut den Bürgern keinen Dienst.

Es ist eine gesicherte psychologische Erkenntnis, dass nicht die realistische, sondern die dramatische Gefahr (also nicht der Autounfall, sondern der Flugzeugabsturz) unsere Phantasie stimuliert und unsere Ängste prägt. Die Nachrichten von Überlastung der Kliniken, wirtschaftlichem Absturz und drohenden Todesfällen sind unter dem Gesichtspunkt des kalten Denkens korrekte Warnungen, um einen kontrollierten Ablauf der Pandemie durchzusetzen. Psychologisch sind sie durch die induzierte Panik schädlich, in einem Umfang, der nicht deshalb geringer sein muss als das Risiko durch den Kontakt mit dem Virus, weil er sich schlechter objektivieren lässt.

Wenn ich von vielen tausend Coronatoten lese oder höre, wird auf den subtilen, aber unzweifelhaft belegten Wegen der Psychoimmunologie mein Glaube geschwächt, dass ich eine Ansteckung verkraften kann. Da nützt es nicht viel, wenn sich bei genauerem Hinsehen zeigt, dass viele Verstorbene schon vor der Infektion chronisch krank waren und im Grund nicht an, sondern mit dem Virus gestorben sind.

In den Ermutigungsansprachen der politischen Führer weltweit dominiert eine falsche Sicherheit, die oberste Priorität für Gesundheit und Leben zu kennen und sich energisch für sie zu entscheiden. Der populärste Mann ist nun, von der Welle des Events nach oben gespült, ein Landesvater, der das Gemeinwohl durch seine Restriktionen sichert. Leben vor einem schnellen Tod an definierter Ursache zu bewahren, schenkt den Virologen eine Expertenmacht, um die sich etwa die Klimaforscher seit Jahren vergeblich bemühen.

Wir werden erst in den nächsten Jahren einigermaßen beurteilen können, was für die Gesundheit der Menschen auf dem Planeten segensreich, was schädlich war von den Maßnahmen, welche in der Corona-Krise getroffen wurden. Je länger wir mit ihr leben, desto stärker wird sie sich in Einzelschicksale auflösen, desto mehr werden neben den Virologen auch die Psychoneuroimmunologen und die Therapeuten zu Wort kommen, die sich theoretisch und praktisch mit der menschlichen Widerstandskraft beschäftigen.

Sicher wissen wir schon heute, dass Ängste und Depressionen das Immunsystem schwächen. Die Politiker haben viel versprochen, um die Menschen zu entlasten, die um ihre Zukunft bangen. Aber tönende Reden über schnelle und unbürokratische Hilfe bringen den Bürger zur Verzweiflung, wenn sie sich im konkreten Fall als schlichte Lügen entpuppen. Ein Künstler, dem die staatlichen  Verbote Auftritts- und Verdienstmöglichkeit genommen haben, stellt einen Antrag. Er gerät unter eine Lawine von Bürokratie, wird auf das Internet verwiesen, die Zuständigen sind ins Homeoffice verschwunden und schicken erste einmal hundert Seiten Text, fordern ein Dutzend Bestätigungen in beglaubigter Abschrift.

Unter unbürokratischer Hilfe stellt sich ein geplagter Mensch vor, dass er zu einem anderen Menschen Kontakt findet, der ihm zuhört, sich in seine Lage versetzt, vielleicht das eine oder andere Dokument studiert,  um Missbrauch auszuschließen. Nach ein bis zwei Stunden wird die Hilfe gegeben oder verweigert; wird sie verweigert, kann es umständlicher werden, weil dann Streitfragen geklärt werden müssen. Aber erst einmal und ganz selbstverständlich bis zum Verdacht auf das Gegenteil wird ebenso geglaubt und vertraut wie gezweifelt und kontrolliert.

Das kalte Denken geht immer vom Negativen aus und sucht es um jeden Preis zu kontrollieren; das warme Denken orientiert sich an der Empathie. Weder leugnet es die Gefahr, noch die Tatsache, dass die meisten Menschen Vertrauen verdienen und es erst einmal darauf ankommt, ihnen Sicherheit zu geben. Es fließt leicht von den Lippen und in die Tastaturen, dass der Staat für die Bürger da ist. Wer aber etwas von einem Staat möchte, der in der Krise behauptet hat, alles für die Bürger tun zu wollen, stößt auf jenes bürokratische System, dessen Überwindung ihm soeben zugesagt wurde.

Das kalte Denken geht von einem Betrüger aus und fordert erst einmal den Beweis, keiner zu sein. Am schlimmsten wirkt es auf die Psyche, wenn warme Zuwendung zugesichert, aber Kälte praktiziert wird. Die Coronakrise produziert Gewinner und Verlierer in einer bisher nie da gewesenen Selektion und Intensität. Wer mit einem kleinen Laden, einer Ich-AG als Musiker, Theatermacher, Autor bisher gut durchgekommen ist, sieht bedroht, woran sein Herz hängt. Wer sich über den Trott als Beamter geärgert hat, sieht auf einmal den Segen eines festen Gehalts und einer sicheren Pension in leuchtenden Farben.

Es ist leicht, guten Mut zu predigen, aber schwer ihn unter widrigen Umständen zu bewahren. Vielleicht hilft die Corona-Krise einer Leistungsgesellschaft wieder, die Kunst zu erlernen, ordentlich krank zu sein. Kinder bewältigen die Infektion beileibe nicht nur deshalb am besten, weil ihr Immunsystem gut trainiert ist. Sie machen sich in der Regel auch weniger Sorgen als die Erwachsenen, sie können den inneren Druck besser abwehren, der schon immer eine große Gefahr bei Virusinfektionen gewesen ist. Sie fühlen sich krank, wenn sie krank sind, legen sich ins Bett, wenn sie fiebern, und stehen auf, wenn es ihnen besser geht.

Anders die ehrgeizigen, sportlichen Erwachsenen, die auch schon in Vor-Corona-Zeiten lebensgefährliche Verläufe von Lungenentzündungen boten, weil sie ihre Erkältung kleinredeten und mit schnell eingeworfenen Medikamenten Symptome unterdrückten, um weiter zu arbeiten und womöglich auch noch ihr Fitness-Studio aufzusuchen. Wenn sie dann plötzlich mit schwersten Symptomen zusammenbrechen, wird das gegenwärtig der Unberechenbarkeit des Erregers zugeschrieben, nicht der Unfähigkeit der Erkrankten, ihren inneren Zustand ernst zu nehmen. Wenn die Coronakrise der Menschheit hilft, sich ein wenig von dem Raubbau an ihren seelischen Ressourcen zu distanzieren und die Verleugnung von Grenzen der eigenen Belastbarkeit in Frage zu stellen, kann sie auch eine wohltätige Seite haben.

Erschienen am 8.4.2020 unter dem Titel „Eine Leistungsgesellschaft muss lernen, wieder krank zu sein“ in Die Welt, Meinung

Kaltes Denken, warmes Denken


Schnelles und langsames Denken ist mit Daniel Kahnemann zum geflügelten Wort geworden – reicht aber längst nicht aus, um den Reichtum menschlichen Denkens zu erfassen. Wolfgang Schmidbauer erläutert, warum wir auch die Emotionalität integrieren müssen – das warme Denken, wie er es nennt. Es unterscheidet sich vom kalten Denken in erster Linie dadurch, dass es nicht allein der Durchsetzung eines Gedankens oder der geistigen Machtausübung dient, sondern die ganze, illustre Bandbreite der Gefühle mitnimmt. Es spaltet das eigene Empfinden nicht von der Logik des Gedachten ab, sondern hält den Zugang zu ihm ebenso offen, wie es Nebengedanken im Sinn empathischer Phantasien zulässt, die sich mit den Gefühlen beschäftigen, die bei den Angesprochenen ausgelöst werden.
In seinem neuen Buch verhandelt Wolfgang Schmidbauer die prototypischen Bereiche des kalten und warmen Denkens: Angefangen bei der Jurisprudenz, der Mathematik und Naturforschung auf der einen, hin zu Kunst, Medizin und Psychologie auf der anderen Seite. Dazwischen der Mensch. Und das, was er von der Temperatur von Gefühlen lernen kann.

Erschienen im Februar 2020 bei kursbuch.edition.

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Helikoptermoral


Moralin forte

Die globalisierte Konsumgesellschaft plagen chronische Ängste. Sie verschwendet mehr als nachwächst, sie weckt den Neid der Habenichtse und den Terror der Gekränkten. Diese Ängste münden in Hyperaktivität, sei es des Übereifers, sei es der unverhältnismäßigen, verschwenderischen Reaktion auf konstruierte Gefahren. Wie ihr Pendant, die Helikoptereltern, ist auch die Helikoptermoral immer schon da, immer bereit, Stellung zu beziehen. Das tut sie unter viel Getöse mit schnellen Urteilen, um so die schnellen Affekte von Angst und Wut zu bewältigen, die angesichts einer unsicheren Zukunft in einer komplexen Welt dominieren.

Es geht nicht mehr um eine gut funktionierende Moral, die das Zusammenleben regelt, sondern um das endgültige Urteil, die zu Superlativen übersteigerten Werte jenseits aller Realität. Plakative Aussagen über Richtig und Falsch, über Gut und Böse, über Schwarz und Weiß sollen die Welt unserer lärmenden Eventkultur richten. Die kurzfristige Entlastung, die die Helikoptermoral emotional verschafft, bedeutet auf lange Sicht nicht nur, dass viel Energie für Verleugnungen vergeudet wird, sondern der Kontext, der Zusammenhang mit der Realität sich mehr und mehr verliert.

Zu diesem Buch ist im GEO-Magazin ein Essay erschienen das hier zu finden ist.

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Wie groß ist die Bedeutung von Handarbeit für den Kopf?

Ich habe mich diesen Herbst während einer Erkältung nicht geschont und eine Quittung bekommen, die es in sich hat: eine Gürtelrose. Eine faszinierende Krankheit, sagte mein Schmerzarzt: Sobald die Immunabwehr geschwächt ist, erwachen die über viele Jahrzehnte in einem Nervenstrang schlummernden Herpes zoster-Viren, wandern an die Hautoberfläche, vermehren sich dort in einem Bläschen-Ausschlag und schädigen den Nerv derart, dass er auch noch nach dem Heilen der Bläschen schmerzt, als ob glühende Würmer unter der Haut krabbeln.
Gegen Schmerzen helfen Medikamente – und Ablenkung. Wer etwas anders im Kopf hat, von etwas begeistert ist, spürt den Schmerz nicht. Das ist mindestens so gut wie Opium und seine synthetischen Töchter.

„Der Mensch verdankt seine Intelligenz zum guten Teil den werkzeugschaffenden, geschickten Händen.“

Ich hatte ausführlich Gelegenheit, herauszufinden, was die besten Ablenkungen sind. Schreibtischarbeit, in vielen Berufen unvermeidlich, eignet sich schlecht. Viel besser sind interessante Gespräche. Noch besser ist es, etwas mit den Händen zu machen, das Konzentration erfordert und Erfolgserlebnisse verschafft.
In den Wochen, in denen ich um jede Ablenkung von meinen Schmerzen dankbar war, habe ich viel aufgeräumt, gebastelt, alle möglichen Dinge repariert und war sogar für jene besonders fordernden und schwierigen Therapiesituationen dankbar, die volle Konzentration fordern und es verhindern, dass die Gedanken abschweifen und endlich, wie magnetisch angezogen, beim Schmerz verweilen.
Der Mensch verdankt seine Intelligenz zum guten Teil den werkzeugschaffenden, geschickten Händen.
Die freiwillige, selbstgesteuerte, die von wohlmeinenden und kundigen Eltern dem Kind auferlegte Handarbeit ist ein unverzichtbares Mittel, unseren Kontakt mit der Wirklichkeit zu verbessern, unsere Triebenergie in konstruktive Bahnen zu lenken und unsere Persönlichkeit zu entwickeln.
Die Bewertung von Handarbeit als „primitiv“ und geistesfern, die seit dem griechischen „Banausos“ für den Handwerker im abendländischen Denken nachweisbar ist, erscheint unter diesem Gesichtspunkt nicht nur töricht, sondern auch gefährlich. Sie gehört in eine vorindustrielle Epoche, in der es noch keine Kraftmaschinen gab, alle Menschen gehen oder reiten mussten und die Lebensform einer „couch potato“ von heute undenkbar war.
Damals wurden viele Menschen zur körperlichen Arbeit gezwungen, nicht selten gepeitscht, mit der Folge, dass die Schufterei sich mit dem Hass auf die Sklaventreiber verband und die Kraftmaschine heilig gesprochen wurde, sobald sie erfunden war. Wie sehr das übertrieben werden kann, zeigen absurde Extreme technischen „Komforts“ wie das elektrische Messer, um Wurstscheiben zu schneiden, die batteriebetriebene Käsereibe, der elektrische Fensterheber im Auto, die mit Hilfe von Batterie und Funk ferngesteuerte Schaltung am Fahrrad, die „elektrische“ Armbanduhr, die vielfach das so viel elegantere mechanische Automatik-Werk ersetzt hat. Die Ärzte klagen, dass viele Krankheiten durch Bewegungsmangel entstehen; die Konsumgesellschaft trachtet danach, uns möglichst viel Bewegung zu ersparen.
Jeder Mensch braucht ein gewisses Maß an körperlicher Anstrengung, um gesund zu bleiben. Für den Künstler ist der Widerstand der Materie ein ganz wesentlicher Anstoß von Kreativität. Handarbeit erfüllt Körper und Geist. Sie befriedigt beide, vor allem der Wechsel von Handund Kopfarbeit, bei dem die Kopfarbeit Ausruhen von der körperlichen Belastung bietet, die Handarbeit Regeneration der einseitigen Konzentration. Bewegung ist ein Lebenselixier. Wir sind nicht zum Sitzen geboren, sondern zur Tätigkeit, zum Sammeln und Jagen, zum Basteln und Probieren.

„Wir fahren im Auto zur Arbeit, und abends kämpfen wir dann auf dem Fahrrad-Ergometer gegen Übergewicht.“

Handarbeit, die menschliche Gesundheit erhält, muss allerdings eine Bedingung erfüllen: Sie muss als sinnhaft erlebt werden.
Der amerikanische Sozialphilosoph Richard Sennett veröffentlichte 2008 ein Buch mit dem Titel Handwerk. Er beklagt, dass sich Akademiker in der Regel zu wenig auf die Welt der Dinge und die Bedeutung der Hände für den Kopf einlassen. Das handwerkliche Ethos guter Arbeit geht nicht allein dann verloren, wenn Menschen Maschinen zuarbeiten müssen und sich selbst auf einige immer gleiche Handgriffe reduziert sehen. Es leidet auch darunter, wenn die Verbindung zwischen Hand und Geist abreißt.
Wer Produktentwicklungen verfolgt, erkennt zwei Götzen, denen sie sich unterwerfen: Zeitersparnis und Bequemlichkeit. Wir fahren im klimatisierten Automobil in die Arbeit und kämpfen dann abends auf dem
Fahrrad-Ergometer gegen Übergewicht. Atrophie von Muskulatur und Sinnestätigkeit wird durch das Versprechen legitimiert, wir hätten durch diese Erleichterungen Zeit gewonnen. Gesunde Menschen werden so lange wie Behinderte behandelt, bis sie tatsächlich behindert sind.
Wer gelernt hat, ein Auto zu schalten, braucht kein Automatikgetriebe; er gewinnt dieser Tätigkeit oft das Gefühl eines engen Kontakts zu seinem Fahrzeug ab. Wer das Fahren mit Hilfe eines automatischen Getriebes erlernt, findet es „gefährlich“, zu dem handgeschalteten Auto zurückzukehren. Der Schaltvorgang strengt ihn an, lenkt ihn ab, ist unbequem.
Wer erst einmal anfängt, die manuellen Beraubungen in der entwickelten Konsumgesellschaft zu erforschen, findet viele Beispiele. Die Handkurbel, um ein Auto anzuwerfen, der Trethebel, mit dem ein Motorrad gestartet werden kann – sie alle wurden durch „bequemere“ Lösungen ersetzt, die uns nicht nur einer Möglichkeit zur körperlichen Tätigkeit berauben, sondern Rohstoffe vergeuden und uns von störanfälligen Energiequellen abhängig machen.
Die Konstrukteure rechtfertigen das damit, dass der Markt das eben so entschieden hat. Abgesehen davon, dass sich mit diesem Argument
auch der Vertrieb von Heroin rechtfertigen lässt, kann sich der Markt nur so lange für den Raubbau an natürlichen Rohstoffen und menschlicher Gesundheit entscheiden, wie die Folgen nicht von den Produzenten, sondern von der Allgemeinheit getragen werden.
Wenn der Fahrradmechaniker einen tadellosen Schlauch, den ein Glassplitter perforiert hat, in den Abfall wirft, erklärt er das damit, dass die Arbeitszeit, den defekten Schlauch zu reparieren, den Kunden mehr Geld kostet als der Ersatz. So wird uns beigebracht, dass Handarbeit teuer ist, während es Rohstoff und Energie im Übermaß gibt. Dass diese „Erziehung“ in eine falsche Richtung arbeitet, könnte seit den ersten Studien zu den Grenzen des Wachstums im Jahr 1977 klar sein –

„Technische Lösungen berauben die Nutzer der Möglichkeit, Geist und Körper zu üben.“

oder wollen wir es erst seit den „Fridays for Future“ von 2019 wissen? Ich habe vor einigen Jahren den Begriff der „dummen Dinge“ für Entwicklungen geprägt, in denen „komfortable“ technische Lösungen die Nutzer der Möglichkeit berauben, Geist und Körper zu üben. Eines meiner Lieblingsbeispiele ist der übliche Bleistiftspitzer in den Mäppchen der Schüler.
Der Bleistift, den wir heute kennen, schreibt nicht mit Blei, sondern mit Graphit. Er ist von unübertroffener Bequemlichkeit und Ökonomie. Kein Kugeloder Faserschreiber kann so viele Zeichen mit so hoher Verlässlichkeit und so guter Überschaubarkeit für so wenig Geld bieten. Die färbende Mine ist von einem Mantel aus Holz umgeben, der sie bruchsicher macht. Abgenützt, versteckt sie sich in einem Holzkragen; der Bleistift muss gespitzt werden.
Meine Mutter, von Beruf Lehrerin, nahm ein scharfes Federmesser und schnitzte fünf bis sieben Späne so ab, dass die Bleistiftspitze wieder frei lag und die Mine einen feinen Strich zeichnete. Wir brachten ihr unsere Bleistifte, wenn die „Bleistiftspitzer“ in unseren Federmäppchen die Mine abgedreht hatten.
Diese kleinen Geräte sind ein elementares Beispiel für ein dummes Ding. Ihr Versprechen ist, die komplexe Handarbeit des Spitzens in einer simplen Drehbewegung zu leisten. Sie berauben uns einer kostbaren Übung, wie das später die motorisierten „Haushaltsgeräte“ tun werden, die der Profi-Koch so verachtet, weil nichts ein wohl geschärftes Messer ersetzen kann.
Während der „Spitzer“ das Training von Feinmotorik und Materialkenntnis auf ein Minimum reduziert, ist das scharfe Federoder Taschenmesser ein vielseitiges Werkzeug, in dessen Gebrauch sich die Geschicklichkeit des Handwerkers üben und verbessern kann. Fehler und Gelingen werden sogleich zurückgemeldet; nebenbei lernen wir, scharfe und stumpfe Schneiden zu unterscheiden und womöglich auch, wie wir eine stumpfe Schneide schärfen können.
Als ich mit neun Jahren das Schachspiel erlernte, wunderte ich mich über den weißen König: Er hatte zwar genau die Gestalt des schwarzen, war aber von zahlreichen feinen Narben übersät. Meine Mutter klärte mich auf: Der ursprüngliche König war irgendwann verloren gegangen. So hatte sie aus einem Stück Besenstiel einen neuen geschnitzt.

Sind wir eine süchtige Gesellschaft?

Vor 80 Jahren starb der Gründer der modernen Psychotherapie. In London, nicht in Wien, wo er die bei weitem längste Zeit seines Lebens studierte, arbeitete und zu einem Jahrhundertdenker wurde.
Freud musste aus Wien fliehen, als Hitler den Anschluss Österreichs erzwang und in der Folge in der ursprünglichen Heimat von Freuds Denken die rassistische Barbarei um sich griff. In London fand der schwer kranke Freud Asyl und eine neue Heimat. Die Psychoanalyse aber hat sich von diesem Entwicklungsbruch nicht erholt.
Denn Freud sah die zentrale Aufgabe der von ihm begründeten Bewegung nicht darin, Kranke zu heilen und den lukrativen Beruf des Psychotherapeuten zu schaffen. Er wollte vor allem den Gesunden klar machen, dass die Kultur, die sie durch ihre Politik gestalteten, schlechterdings nicht gut ist für die Menschen. Sie verschafft uns mehr Unbehagen als Befriedigung, sie hält uns in Illusionen fest, welche die strahlende Intelligenz der Kinder verkümmern lassen, sie versagt uns das Wesentliche.

Die Kultur der Donaumonarchie, die Freuds Kulturkritik prägte, bemühte sich auf der einen Seite um Toleranz und Assimilation unterschiedlicher Nationen. Juden konnten Abitur machen, Offiziere, Universitätsprofessoren und Minister werden, alles Errungenschaften die zu Freuds Lebzeiten entstanden – und auf der Gegenseite den rassistischen Antisemitismus weckten, der so viel bösartiger war als der christliche.
Für diese Bewegung in ihrem idealen Gehalt dacht und argumentierte Freud – für eine Gemeinschaft der Gebildeten, die später Hermann Hesse im „Glasperlenspiel“ in ernsthafter Ironie als Kastalien beschrieb. Der Mensch sollte sich von der Zivilisation wenigstens so weit distanzieren, dass er nicht mehr die Lügengewebe von bürgerlicher Moral oder religiöser Mystifizierung brauchte, um seine Nähe zum Animalischen zu leugnen und dadurch der eigenen Gesundheit zu schaden.
Das große Getöse des ersten Weltkriegs hat die leise Stimme der Vernunft übertönt, auf die Freud setzte. Dann kamen Faschismus, Rassismus und als Gegenreaktion im Judentum die Rückkehr zum Glauben der Väter und die Abkehr von Freuds Religionskritik.

Dass ein zweiter Missbrauch des Menschen durch die Kultur eng mit dem ersten verbunden ist und mindestens ebenso gefährliche Folgen hat, konnte Freud noch nicht wissen. Seine Enkelinnen könnten es wissen, aber sie scheuen sich, es laut zu sagen. Es scheint ihnen schwer zu fallen, die Kritik an der Gesellschaft wichtiger zu nehmen als das Mobiliar des therapeutischen Wohnzimmers.
Diesen zweiten Missbrauch des Menschen nach dem ersten der Sexualunterdrückung hat die Konsumgesellschaft eingeführt, entwickelt und perfektioniert, bis die Weltmeere arm an Fischen und reich an Plastikmüll geworden sind, bis es in vielen Städten schädlich ist zu atmen und eine Klimakatastrophe droht.
Menschen neigen dazu, im Streben nach Wunscherfüllung die Folgen ihrer Entscheidungen zu ignorieren. Sie immunisieren sich gegen die entsprechende Einsicht, bis katastrophale Folgen nicht mehr zu leugnen sind. (…)

Den gesamten Vortrag als PDF können sie hier herunterladen.

Der Beichtspiegel

Teil 1. Lebensregeln, die nicht gelebt werden können?

Von allen Versuchen, die Wärme und Vielfalt des menschlichen Lebens mit klaren, kalten Vorschriften bis ins Intime hinein zu regeln, hat die katholische Sexualmoral wohl die längste Tradition und die mächtigste Organisation hinter sich. Aber wie das angesichts solcher aufgeblähten Tyrannei zu geschehen pflegt: Geheime Gänge durchziehen den Untergrund, wie es sie im Mittelalter schon zwischen Mönchs- und Nonnenklöstern gegeben haben soll; das Priestergewand wird zu Camouflage, Heuchelei ist alltäglich.

Meine eigene Laufbahn in der katholischen Kirche begann mit der Taufe und erreichte ihren Höhepunkt im Amt des linken Ministranten (der rechte war mein zwei Jahre älterer Bruder) vor der Pubertät. Bis dahin ging ich beichten, fürchtete die Hölle, empfing die Sakramente. Anfangs verstand ich den Beichtspiegel in meinem Gebetbuch nicht ganz, in dem als Anleitung zur Gewissenserforschung alle erdenklichen Sünden aufgezeichnet waren. Die Messe versäumen, naschen, lügen, solche Sünden waren fassbar. Aber was waren unkeusche Gedanken? Handlungen?

Allmählich wurde die Sache klarer; ich beichtete beispielsweise, dass ich das Plakat des Filmes „Die Sünderin“ betrachtet hatte, auf dem eine verführerische Hildegard Knef angedeutet war. Das war 1951, ich war zehn Jahre alt. Vier Jahre später hörte ich auf zu beichten. Während des Psychologiestudiums wurde ich aufgeklärt, dass um diese Zeit die menschliche Intelligenz ausgereift ist (in manchen Tests erreicht keine andere Altersgruppe so gute Ergebnisse). Ich glaubte nicht mehr an die Hölle, ich wusste dass es viele Religionen gibt, nach einem Umzug war es auch mit dem ministrieren vorbei.

Ich hatte Glück. In dem Identifizierungsangebot meiner Mutter überwog das Ideal der Rationalität. Ich war ermutigt worden, meinen Verstand zu gebrauchen, ich gewann sicheren Abstand zu den Ängsten vor ewiger Verdammnis, die meinen Kinderglauben so viel stärker geprägt haben als das Bild eines liebenden Gottes. Von meiner damaligen Hybris, wer in der Kirche bleibe, könne nicht denken, ist nichts geblieben, ich habe zu viele kluge und warmherzig Gläubige kennen gelernt, auch wenn ich nicht zu ihnen gehöre. Vermutlich hilft ihnen eben dieses Bild des liebenden Gottes, mit ihrer Fleischeslust angemessen umzugehen und die papierenen Regeln der Kirche zu ignorieren.

Als Psychoanalytiker und als Dozent in der Ausbildung katholischer Eheberater habe ich später viele Blicke hinter die Kulissen und in die unterirdischen Gänge werfen können, in denen manchmal auch das gedeiht, was ekklesiogene Neurose genannt wird – psychische Störungen, die durch das Scheitern einer Integration eigener Bedürfnisse in das Korsett der kirchlichen Moral (mit)bedingt sind.

Die Erfahrung lehrt, dass die Moralpredigt alleine ganz und gar nicht die erwünschten inhaltlichen Folgen hat. Wer in einer katholischen Klosterschule erzogen wurde, bleibt manchmal prüde – und ebenso oft ganz und gar nicht. Ein Patient, früher Kaplan, verliebt sich in die Leiterin einer Jugendgruppe. Sie beginnen ein sexuelles Verhältnis. Er geht zu seinem Bischof und schildert ihm die Situation. Die Auskunft: Solange es nicht öffentlich wird, die beiden nicht heiraten, kann er Priester bleiben. Er ist nicht einverstanden, will heiraten, muss einen neuen Beruf lernen.

Es gibt Subkulturen in der katholischen Kirche, etwa im Bereich der Klinikseelsorge, in denen sich ein Teilnehmer in einer Selbsterfahrungsgruppe so vorstellt: Ich bin katholischer Priester und ich habe eine Freundin. Unter den Eheberaterinnen, die an kirchlichen Beratungsstellen tätig sind, hat sich großenteils die psychologische Einsicht durchgesetzt, dass gelebte, lustvolle Sexualität ein wichtiges Element jeder liebevollen Bindung ist, ganz und gar keine Sünde.

Aber was geschieht mit einer Psyche, die es sich zu Aufgabe macht, die Regeln der katholischen Sexualmoral ganz und gar zu verwirklichen? Sex ist nur innerhalb einer heteronormativen Ehe erlaubt, es soll ausschließlich um Zeugung von Nachwuchs gehen, Selbstbefriedigung ist Unzucht, es darf nur eine sexuelle Verbindung pro Menschenleben geben.

Nach einer vorsichtigen Schätzung sind in dieser Sicht 99 Prozent aller sexuellen Handlungen unkeusch und unzüchtig; wer sie nicht rechtzeitig beichtet, kommt nicht ins Himmelreich. Wer glaubt denn so was? Das kirchliche Lehramt in seiner langen und stets gleichbleibenden Überlieferung als auch das sittliche Empfinden der Gläubigen haben niemals gezögert, die Selbstbefriedigung als eine in sich schwere ordnungswidrige Handlung und Verstoß gegen die Keuschheit, zu brandmarken. So steht es in der Kathpedia, die – mittelalterlich im Denken, modern in der Form – im Internet zugänglich ist. Realitätsferner kann im Grunde die autoerotische Entdeckung des eigenen Körpers als wichtige Vorstufe einer gelingenden, erwachsenen Sexualität nicht aufgefasst werden. Mit Händen und Füßen stimmt das Kirchenvolk längst gegen seine Oberen, während diese nicht in der Lage sind, der Realität ihren Platz zu geben.

Man könnte die begrenzte Lebbarkeit katholischer Vorstellungen zur Sexualität, die im Zölibat für die Priester kulminieren, mit einem psychoanalytischen Gedanken rechtfertigen: durch strikte Verbote werden Anreize geschaffen, primitive sexuelle Bedürfnisse in kulturell höher stehende Aktivitäten zu „sublimieren“. Als Gewährsmann lässt sich hier Sigmund Freud nennen, freilich nur so lange, wie man ihn nicht gelesen hat.

Freuds Aussagen bekräftigen, dass erzwungene sexuelle Abstinenz nicht kulturell wertvolle Kreativität fördert, sondern die Psyche schwächt. Nun ist der Zölibat formell freiwillig – aber wie „freiwillig“ sind die Entscheidungen mutterabhängiger Söhne katholischer Familien? Wenn die Reifungsanreize einer sexuellen Begegnung zweier Erwachsener fehlen, braucht es eine starke, gefestigte Persönlichkeit, um dieses Defizit zu ertragen. Wo diese fehlt, wächst die Gefahr, dass die ihrer Spiegelung in einem Gegenüber beraubte Erotik nach Abhängigen, vor allem nach Kindern greift.

Die von Freud beschriebene allgemeine Erniedrigung des Liebeslebens ist der zweite Schatten, den die katholische Sexualmoral produziert. Sie vergiftet die Natur, treibt einen Keil zwischen zärtliche Empathie und phallische Eroberung. In seinen Analysen stellte Freud fest, dass viele Männer ihr Frauenbild spalten; es gibt die hochstehende, sexuell wenig reizvolle Madonna und die verachtete Hure, der gegenüber die sexuelle Potenz aufblüht.
Diese Spaltung prägt bis in die Gegenwart das erotische Erleben. Zärtliche, liebe- und respektvolle Gefühle für einen Partner verbinden sich nach den leibfeindlichen Erfahrungen einer „christlichen“ Erziehung nicht mit erotischer Hingabe. Sex wird als Störer ehelicher Harmonie erlebt, nicht als die Paarbindung stiftende und erhaltende Kraft. Die im Internet allgegenwärtige Pornographie praktiziert die Erniedrigung des Liebeslebens massenhaft; die Entwertung der Frau steckt in den Bildern, braucht keine Worte mehr.

Friedrich Nietzsche hat es in der „Morgenröte“ beschrieben: Böse denken heisst böse machen. – Die Leidenschaften werden böse und tückisch, wenn sie böse und tückisch betrachtet werden. So ist es dem Christenthum gelungen, aus Eros und Aphrodite – grossen idealfähigen Mächten – höllische Kobolde und Truggeister zu schaffen, durch die Martern, welche es in dem Gewissen der Gläubigen bei allen geschlechtlichen Erregungen entstehen liess. Ist es nicht schrecklich, nothwendige und regelmässige Empfindungen zu einer Quelle des inneren Elends zu machen und dergestalt das innere Elend bei jedem Menschen nothwendig und regelmässig machen zu wollen!
Nun ist die katholische Kirche in punkto Sexualität nicht nur besonders rigide. Sie hat auch ein besonders hohes Maß an Toleranz für die Unerfüllbarkeit der eigenen Ansprüche entwickelt. Viele Gläubige bleiben in der Kirche, obwohl sie nach konsequenter Auslegung ihres Sexualverhaltens im Zustand schwerer Sünde leben. Ist es das Vertrauen in einen gnädigen Gott oder die Möglichkeit, sich selbst mühelos in den Stand der Unschuld zurückzuversetzen, wie es der von Roger Peyrefitte beschriebene junge Priester in Rom praktiziert, der nach jedem Besuch bei seiner Geliebten sogleich einen Beichtvater aufsucht und sich die Absolution besorgt?

Fast alle Kulturen kennen und fördern die Bindung zwischen Mann und Frau als geschützten Raum, in dem Kinder heranwachsen. Nur die katholische Sittenlehre verkennt die Macht der Sexualität in dieser Bindung und sucht sie kalt zu versachlichen. Wo sie nicht dazu dient, neue Gläubige zu zeugen, sollte sie besser nicht stattfinden.
Das Projekt, die Sexualität zu unterdrücken, muss scheitern. Verdrängtes kann sich dann nicht im Kontakt mit der Realität und in einer liebevollen Bindung an ein Gegenüber entfalten. Der Einsiedler kasteit sich in der Wüste und wird von Projektionen nackter Frauen verfolgt, die nicht vom Teufel kommen, sondern aus seiner eigenen, malträtierten Psyche.

Seine Sexualität konfrontiert den Menschen mit Abhängigkeit und Schwäche – und schenkt ihm die Möglichkeit, diese in einer liebevollen Partnerschaft zu gestalten. Wer auf diese Möglichkeit verzichtet, lebt sehr riskant. Er kann in einem heroischen Kampf die Versuchungen niederzwingen, die in Träumen und Visionen Wirklichkeit werden wollen. Wenn das jedoch scheitert, gewinnt eine unreife, impulsive, nicht durch Einfühlung gemäßigte Triebhaftigkeit die Oberhand.

Viele Beobachter der römischen Beratungen über den sexuellen Missbrauch von Kindern in der Kirche haben ein entschlossenes Einschreiten des Papstes gefordert. Wenn am Ende alle so entschieden wie unbestimmt gegen Missbrauch sind, hat das alte Weltbild gesiegt. Wenn der Papst aber klare Regeln verkündet, wie die Kirche künftig mit Staatsanwaltschaften zusammenarbeiten will, wie sie Betroffenen helfen und sie angemessen entschädigen will, wenn sie klarstellt, dass ein Täter kein Priester mehr sein kann und ein Vertuscher kein Bischof, dann sind das auch Schritte hin zu einem neuen Kirchenverständnis. So Matthias Drobinski in der Süddeutschen Zeitung.

Die Forderung nach harten Strafen und Berufsverboten allein trägt etwas von dem Geist in sich, dem sie sich entgegenstellt. Die Kirche sollte Missbrauch weder dulden noch vertuschen, sie sollte alles Angemessene für die Opfer tun, das ist selbstverständlich. Aber die Täter nur verdammen und ihnen weder weiterhelfen noch die Ursachen der Misere erforschen? Ebenso wichtig wie der Umgang mit dem, was da so schief gelaufen ist, scheint mir das Nachdenken über die Prophylaxe: endlich mit lebensfremden, unsinnigen Verboten aufzuräumen, der Selbstbefriedigung die Selbstverständlichkeit zurückzugeben, die ihr gebührt, das Priesteramt für Frauen zu öffnen, Zölibat als freie Wahl, nicht als lastender Zwang, Gottes Segen für den zweiten oder dritten Liebesbund so gut wie für den ersten zu spenden.

Teil 2

Diesen Text habe ich mitten in der Arbeit an „Bücher und Frauen“ für den Teil Christ und Welt der ZEIT geschrieben, auf Anfrage der Redaktion und nicht ohne Rück-Erinnern und Gedanken über das Gesagte und das Beschwiegene. Dieses Beschwiegene war die Tatsache, dass es „natürlich“ auch die eigene Selbstbefriedigung war, welche mich aus den Sakramenten und in der Folge auch aus dem Kinder-Kirchenglauben katapultierte. Die Scham, in der Beichte darüber zu sprechen, war sehr nahe und sehr mächtig; der Gedanke an die ewige Verdammnis, das Höllenfeuer, die Todsünde blieb ein Schatten der Unterwelt, dem ich täglich weniger Blut zu trinken gab, bis er ganz verblasste und ich mit dem Triumph zurückblieb, ohne den Glaubenstrost gerade so gut leben zu können.
Als ich 18 Jahre alt war, wollte ich aus der Kirche austreten. Meine Mutter sprach dagegen, vielleicht sei es für die Karriere eines Psychologen günstig, Mitglied zu bleiben. Sie hatte nicht ganz Unrecht; der Mann, der später die Professur für klinische Psychologie in München bekam, war ein strammer Katholik und Verhaltenstherapeut. Aber ich hatte den Journalismus entdeckt und verdiente damit gutes Geld. Außerdem wollte ich Psychoanalytiker sein und hatte Freuds Aufsatz „Die Zukunft einer Illusion“ verschlungen. Als das Kirchensteueramt in Augsburg seinen Teil abhaben wollte, hielt mich nichts mehr. Ich trat aus, das kostete zehn Mark und einen Gang in das Rathaus in Feldafing.

Das mit dem Primat der Vernunft in der Identifizierung mit meiner Mutter stimmt und stimmt auch wieder nicht. Generationen einer prüden Haltung lösen sich nicht im Vernunftbad auf wie Salz in der Suppe. Ich konnte mich von den Katechismus-Deutungen biblischer Texte und dem Sündenregister des Beichtspiegels lossagen, da setzte ich Gedanken gegen Gedanken. Aber mit meinen von aller Sündhaftigkeit befreiten Gedanken über nackte Körper und Sex blieb ich doch am Rand eines Abgrunds stehen, der mich davon trennte, über diese Gedanken zu sprechen. Vor allem auch über das, was sie in meinem Körper taten, was sie weckten und was in den ersten Jahren meiner halben Befreiung in heimliche Selbstbefriedigung mündete.

Was Nietzsche über die Vergiftung sagt, sprang mich an, sobald es körperlich wurde und ich das sichere Reich der Gedanken in Wort und Schrift verließ. Es hat lange gedauert bis ich entkam, und ohne die Unterstützung der Frauen wäre es nicht gelungen, eine in Generationen eingefleischte Prüderie zu überwinden. Vielleicht hat im Körperbewusstsein der Vater viel mehr gefehlt als in meinen Gefühlen und Gedanken, die darauf hinausliefen, dass ein Rivale um die Aufmerksamkeit der Mutter, ein Erwachsener voller Einwände in kindliche Freuden mir nicht wirklich fehlte. In den Jahren nach 1945 waren die Gefallenen keine Kleinigkeit, aber auch nichts, worüber man Aufhebens machte, leere Stellen in Formularen, in Zimmern und Betten.

Wenn die Verteufelungen der Kirche falsch waren und die Gedanken völlig in Ordnung, sich Lust auf allen erdenklichen Wegen zu verschaffen, so ergeb das noch keine Sicherheit, den Weg zu verlassen, der bei meiner Mutter ebenso gangbar wie in diesem Punkt uninteressant war, hinein ins Körperliche. Wie ging das?

Der Abgrund zwischen meiner Wissbegierde und den vorhandenen Möglichkeiten, in Büchern Antworten zu finden (denn Erwachsene zu fragen, hätte die Scham ins Unerträgliche gesteigert) war nicht zu überbrücken. Ich habe aus dieser Zeit einen tiefen Hass gegen einen Autor mit Namen Leist behalten, in dessen Buch mit dem Titel „Liebe und Geschlecht“ ich Antworten zu finden hoffte und rein gar nichts Hilfreiches zu meiner Frage nach dem fand, was kalt als Geschlechtsverkehr begriffen wird.

Ein einziges der verachteten Porno-Videos, die heute tausendfach im Internet kursieren, hätte ich inniger begrüßt als den heiligen Geist. Aber im Jahr 1954 in Passau steckte ich mit solchen Wünschen in einer Sackgasse. Salbungsvolles Gerede gab es im Überfluss, auch auf den Exerzitien, an denen ich teilnahm. Aber wie macht man das mit einer Frau? Aus dem frommen Nebel, der die Sexualität zur Unkeuschheit verwandelt und mit einer dicken Schicht Lügengewebe (Freud) verhüllt, war ich zur brennenden Neugier vorgedrungen – und kam partout nicht weiter. Aus der Rückschau kann ich kaum verstehen, weshalb ich einfach zu dem so nahe liegenden Gedanken nicht fand, dass Sexualität mit Reibung zu tun hat – angefangen mit der Entdeckung des Orgasmus unter dem Strahl der Dusche über die Fortführung dieser Entdeckung zum Rubbeln der Vorhaut gegen die Eichel mit ebenfalls höchst befriedigenden Ergebnissen. Aber meine Vorstellungen über den Kontakt zwischen Penis und Scheide entwickelten sich nicht, sie zerbrachen, wie Bilder auf einem Bildschirm in Pixel zerfallen. Ich dachte nicht weiter und war überzeugt, nicht zu wissen, was da zu tun sei.

Die Menschheit hat nicht auf die Pornographie gewartet, um ihren unreifen Sprösslingen die Geheimnisse der Erotik nahe zu bringen. Auf griechischen Vasen ist die Sache viel unbekümmerter als in der Kirchenmalerei; vor allem aber braucht es zivilisiertes Wohnen mit Mauern und verschließbaren Türen, um neugierige Kinder so von den Tatsachen fern zu halten wie es in meiner Kindheit der Fall war: Viele Bücher, aber kein Sex weit und breit, die Großeltern in ihren Schlafzimmern, die Mutter stets allein in ihrem Bett.

Später habe ich bei Margret Mead gelesen, dass die Sexualaufklärung in primitiven Gesellschaft auf Beobachtung beruht. Erwachsene Liebespaare ziehen sich in die Büsche zurück und die Sanktionen, sie beim Sexualakt zu beobachten, sind ähnlich schwach wie heute die Schranken, mit denen Pornographie von Schulkindern ferngehalten werden soll.

Ich aber wuchs in einer Epoche auf, in der weder das eine noch das andere zu haben war. Boccaccio hat eine vergleichbare Tugend der Unwissenheit einer Jungfrau zugeschrieben, die sich im Wald verirrt und bei einem Einsiedler unterkommt. Beide baden in der Quelle und die Jungfrau fragt den Einsiedler, was denn bei ihm da unten hervorsteche, das sie nicht habe. „Das ist der Teufel“, sagt der Einsiedler, „und du trägst zwischen deinen Beinen die Hölle. Und damit der Teufel Ruhe gibt, muss ich ihn in die Hölle schicken, wenn er sich erhebt!“ Die Jungfrau ließ sich davon überzeugen und gewann sogar Geschmack an dieser Übung. Woher der Einsiedler seine Kenntnis hatte, muss Boccaccio seinen Lesern nicht erklären.

Vom Helden zum Bösewicht in zwanzig Zeilen

Unter anderem Titel erschienen in der „Welt am Sonntag“ am 15.9.2019

„Die Zukunft war früher auch besser“ hat Karl Valentin gesagt; der Satz beleuchtet auch das Schicksal der romantischen Liebe. Zu ihrem Wesen gehört ja eine Zukunft wie der Start einer Rakete in eine Flugbahn, so hoch, dass die Schwerkraft der Erde die beschleunigte Kapsel nicht mehr einfangen wird. Dem gesunden Menschenverstand ist das fremd, und er behält meistens Recht. Das Feuerwerk verpufft, eine ausgebrannte Hülle landet, von Absturz und Aufprall mehr oder weniger beschädigt. Romeo und Julia sind ein unsterbliches Symbol geworden, weil sie diesen Absturz nicht erlebt haben und so nach einer einzigen Liebesnacht wie ein Komet ihre Bahn ziehen.

Im 21. Jahrhundert ist es schon fast ein Klischee, dass ein Star unter den Verdacht gerät, er haben seine Macht missbraucht. Der Star erinnert sich an eine romantische Ekstase, an die Illusion via Erotik von seiner Größe etwas abzugeben, Anbetung zu erhören. Wieso hätte er sich in einer erotisch befreiten Gesellschaft angesichts einer Frau zurückhalten sollen, die ihn anschwärmte? Die Frau erinnert sich, widerstrebt zu haben, aber überwältigt worden zu sein; schockiert und verängstigt angesichts des Übermächtigen sei sie nicht in der Lage gewesen, den Übergriff sogleich zu dokumentieren und anzuzeigen.

Alle Romantik ist abhanden gekommen, wenn solche Ereignisse zurück in die Öffentlichkeit kommen – was aber nicht besagt, dass sie niemals vorhanden war. In der medialen und (seltenen) juristischen Aufarbeitung des Geschehens ist von dem ursprünglichen Gemisch aus Idealisierung, Verschmelzung, halb gezogen, halb gesunken nicht mehr die Rede. Es geht um kalte Prinzipien: Ist etwas geschehen? Lässt es sich beweisen? Das Modell der juristischen Aufklärung, an dem sich die Medien orientieren, ist die Interaktion von Handelspartnern. Gab es einen Vertrag? Wie sah er aus? Gibt es Dokumente? Andere Beweise?

Während in der Geschichte zum Sexualakt hin Verschmelzung und Illusion vielleicht ihren Raum hatten, wird in der Erzählung einer desillusionierten Gegenwart zum Sexualakt zurück dieses „vielleicht“ gänzlich ausgeschlossen, von Anklage wie von Verteidigung in kalter Gemeinsamkeit. Es ist, als hätten die Beteiligten das Fernrohr umgekehrt: waren zuerst die Gefühle groß und die Bedenken schwach, überwiegt jetzt die Kränkung durch ein kaltes Urteil. Beide Seiten haben verdrängt, was jemals an romantischer Illusion, an Verschmelzung und Teilhabe in einer erotischen Szene hätte gewesen sein können. Es ist sehr kalt geworden zwischen dem Opfer einer Gewalttat und dem Opfer einer rufschädigenden Anklage.

Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur AP erhoben im Sommer 2019 Frauen Vorwürfe wegen sexueller Belästigung gegen den mittlerweile 78jährigen Sänger und Dirigenten Placido Domingo. Dieser weist die Vorwürfe zurück als Anschuldigungen ungenannter Personen, die bis zu dreißig Jahre zurückliegen. Er sei überzeugt gewesen, „dass all meine Handlungen und Beziehungen immer gewünscht und einvernehmlich waren.“ Es fallen Worte wie „unethisch“ und „Kampagne“.

Der Verdacht wird bleiben und – verdient oder unverdient – den Lebensabend des Sängers belasten. Nichts ist bewiesen, aber sobald die ersten Anklägerinnen öffentliche Aufmerksamkeit gewannen, meldeten sich auch weitere zu Wort, prominente Fürsprecherinnen, die Domingo verteidigten, ebenso wie Frauen, die ihn übergriffig erlebt hatten. Ein Musikkritiker sagt dazu: Alle, die mit Domingo zu tun haben – Intendanten, Orchester, Opernhäuser, Publikum – müssen Haltung beziehen: Ob sie Domingo glauben oder den Frauen, ob ihnen die Kunst wichtiger ist oder die Moral.

Das Publikum der Festspiele in Salzburg hat Domingo im August geradezu ostentativ bejubelt. Er wird dort weiter auftreten. Das Philadelphia Orchestra und die Oper in San Francisco sagten dagegen Domingo-Auftritte ab.  Domingo arbeitet inzwischen auch als Dirigent und Intendant; er leitet seit 2003 die Oper von Los Angeles. Dort wurden eigene Ermittlungen angekündigt. Andere Opernhäuser wollen jetzt erst einmal abwarten, was sich in Kalifornien klären lässt.

In der Stellungnahme des Kritikers zeigt sich die gegenwärtige Begriffsverwirrung. Die Paare Kunst/Moral – Domingo/Frauen können nur ein schiefes Bild liefern. Kunst und Moral sind keine Alternative, die zu einer Entscheidung zwingt. Sie bewegen sich in verschiedenen Sphären; die Mona Lisa bleibt ein Kunstwerk, gleichgültig ob Leonardo da Vinci pädophil war oder nicht. Ob eine Anklage zutrifft oder üble Nachrede ist, sollte ein Gericht entscheiden. Gerichte entscheiden langsam, während die Medien schnell dabei sind, eine Meldung zu bringen. Wer das Motiv vom Versagen eines Idols aufgreift, kann sich der öffentlichen Aufmerksamkeit sicher sein.

Die menschliche Erinnerung ist ein fragiles, extrem subjektives Ding, das sich selbst felsenfest für objektiv hält. Unsere kleinen grauen Zellen sind keine Tontafeln, in denen das Eingegrabene hart gebrannt für Jahrzehnte identisch bleibt. Es sind Geschichtenerzähler, die von Tag zu Tag die Vergangenheit mit der Gegenwart so abstimmen, dass ihr herrschendes Prinzip, das große Ich, am besten dasteht.

Der verführerische Held ist Stoff für die große Oper. Zuschauer und wohl auch Zuschauerinnen genießen die heimliche Freude von Textdichter und Komponist, dass es doch geraume Zeit dauert, bis der Wüstling die gerechte Strafe bekommt. Dem Don Giovanni der Moderne droht nicht die Hölle im Jenseits, sondern ein Rachechor von Frauen, denen er zu nahe getreten ist. Die Einzelne war zu schwach, sich angemessen zu wehren, aber vereint können sie ihn besiegen. Sie werden ihn in Stücke reißen, wie die Mainaden den König, der ihnen Einhalt gebieten wollte. Aber es ist nicht der Kult des Dionysos, der hier eingeführt werden soll, sondern der Glaube an eine von Illusion und Verschmelzung befreite, von rationalen Individuen gestaltete Sexualität.

Das scheint die wirkliche Neuerung in der Mediengesellschaft: Es darf niemand groß bleiben; die Schwächen der Mächtigen überwältigen den Respekt vor ihnen. Schon lange ist der Titel „der Große“ nicht mehr verliehen worden. Der letzte war König Friedrich von Preußen, wie seine Vorgänger, der Makedonierkönig Alexander und der Frankenkönig Karl ein verehrter Herrscher, groß gewiss auch im angerichteten Leid für sein Volk und dessen Nachbarn. Heute gibt es nur noch unzählige, selbsternannte „Größte“, die in vielen Farben schillern und platzen wie Seifenblasen.
Jemanden dauerhaft gut zu finden, über Berg und Tal an ihm festzuhalten, das passt nicht zu einem Zeitgeist, in dem der größte Feind des eben noch besten Smartphones aller Zeiten sein Nachfolgemodell ist. So gewöhnen wir uns an die Flüchtigkeit des Bewunderten; aus Stars werden Schnuppen.

Und wie wird es weiter gehen? Von Nachhaltigkeit wird zwar viel geredet, aber mit ernsthaften Schritten in diese Richtung tun wir uns schwer. Eine nicht sonderlich erfreuliche Konsequenz der gehäuften Abstürze von Stars sind völlig unempfindlich wirkende Selbstbewunderer, die sich mit einer kritikfesten Mauer an Selbstbeweihräucherung umgeben. Ich vermute, dass erst in einer Gesellschaft, die wirklich ins Handeln gekommen ist und nicht mehr nur nachdenkt über ihren falschen Umgang mit allem, was ihr anvertraut ist, der Verschleiß an den Gütern der Natur ebenso wie der an menschlicher Würde langsamer wird. Der Star, der seinen Glanz missbraucht, ist ebenso ein Auslaufmodell wie die Frau, die sich mehr gefallen lässt als ihr gefällt und erst in der Opferschar die erlittene Kränkung zurückzahlt.

Zum Thema passt „Helikoptermoral„, erschienen 2017 im Kursbuch-Verlag in Hamburg.

Tapirkind und Sonnensohn (eBook)

Alles war fertig geplant. Palumbo Impresas, die Großfirma mit den besten Beziehungen zur Regierung, sollte die Straße bauen, um die Erzlager im Kä-Gebirge zu erschließen. Niemand störte es, dass damit das Stammesgebiet der Yaqui-Indianer verletzt wurde. Schließlich hatte ein bestochener Häuptling sogar das Land für den Bau abgetreten, weil er sich Vorteile für sich und seine Freunde versprach. Doch dann kommt alles anders. Ein alter Mann will lieber sterben, als es zu dulden, dass der große Baum gefällt wird, in dem die Seelen der Kinder des Tapir auf ihre Wiedergeburt warten. Er findet Verbündete, mit denen weder er selbst noch seine Gegner gerechnet haben. Und obwohl die Straßenbauer mit List und Brutalität kämpfen, scheinen sich ihre eigenen Waffen gegen sie zu wenden. Die Gegner der Straße tragen die Auseinandersetzung zurück in die kalte und bedrohliche Welt der großen Stadt.
Die Gegensätze zwischen der viele Generationen im Gleichgewicht mit der Natur lebenden Gesellschaft der Yaqui und der drohenden Industrialisierung sind in einer packenden Handlung dargestellt. In diesem Spannungsfeld bewegen sich die Gestalten: der „moderne“ Indianer Antonio und der alte Medizinmann Talayesa, der Intellektuelle Sebastian und der geheimnisvolle Manuel, der Ingenieur Mendez und das Mädchen Rosita. Wird die neue Straße Fortschritt oder Verwüstung bringen? Lässt sich der Gegensatz zwischen den Bedürfnissen der Zivilisation und der Naturnähe einer Jägerkultur überbrücken?

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