Vortrag
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Berufsrollen unter Druck

So gewinnt das vulkanologische Bild eine neue Qualität: Es könnte doch auch in Institutionen etwas geben, was den hots spots gleicht, Zonen, in denen die Affekte besonders dicht unter der Oberfläche liegen und gelegentlich glutflüssig ausbrechen. Und es wäre durchaus möglich, dass auch in den Institutionen diese heissen Zonen gerade dort anzusiedeln sind, wo kompakte, starre Untereinheiten aneinander stossen, sich reiben, sich verhaken und in plötzlichen Beben neu zueinander orientieren.

Im Folgenden sollen nun Institutionen auf solche Kräfte untersucht werden, die unter der Oberfläche wirken. Wir können uns unschwer vorstellen, dass auch ein erdbebengefährdetes Gebiet sehr friedlich anmuten kann und auf den ersten Blick nichts von dem verrät, was sich in der Tiefe abspielt. Auch haben Menschen ein tiefes Bedürfnis nach Sicherheit, nach einer heilen Welt; daher müssen wir auch damit rechnen, dass sie sich dagegen wehren, wenn jemand die Illusion angreift, es stünde alles zum Besten, Konflikte gäbe es nicht und wenn sie denn doch aufträten, seien sie konstruktiv zu lösen.

Wie dem Touristen wahrscheinlich zuletzt verraten wird, wie gefährlich die unterirdischen Ereignisse werden können, so erfährt auch der Beobachter von außen oft mehr über die Verleugnungsbemühungen als über die verleugneten Konflikte in einer Institition, mit der er befasst ist.

Problemberichte von Supervisoren

Der Autor arbeitet seit vielen Jahren in der Ausbildung von Supervisoren. Oft sind die ersten Arbeitsfelder dieser pädagogisch, psychologisch oder soziologisch vorgebildeten Berater, welche die Professionalität von Einzelnen und in Teams entwickeln sollen, Teams von Ertieherinnen.
Häufig berichten diese Supervisoren, diese würden sich „aufführen wie im Sandkasten“. Es gäbe nur wenige der in anderen Berufsgruppen üblichen formalen Regelungen. Die Mitarbeiterinnen würden sich untereinander duzen. Führung werde nicht wirklich wahrgenommen, manchmal sei es so, dass niemand Leiterin werden wolle und die Aufgabe schließlich an der hängen bleibe, die sich am wenigstens gegen den Vorgesetzten von Seiten des Trägers (etwa den Bürgermeister, den Sachbearbeiter im Landratsamt, den Gemeindepfarrer) wehren könne. Es sei eher die Ausnahme, dass Auseinandersetzungen konzeptuell geführt würden, sondern es gehe zumindest anfänglich, in dem, was vorgebracht werden,  meist darum, ob jemand „nett“ oder „gemein“ sei.

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