Artikel
Kommentare 1

Die Zerrissenheit des Migranten und die Sehnsucht nach dem Märtyrertod

Vielleicht sollten wir anfangen, uns nicht zu wundern, dass die Selbstmordattentate so um sich greifen, sondern uns freuen, dass es in vielen Kulturen trotz Kränkung und Elend mächtige Gegenkräfte gibt.
Selbstmordattentate werden immer erheblich seltener sein als Drogensucht. Wer sie bekämpfen möchte, muss aber einiges akzeptieren, was wir aus dem Umgang mit der Drogensucht gelernt haben:

  1. Es ist wichtig, die Täter nicht zu dämonisieren und ihre Tat als einzigartig, weltbewegend, ungeheuerlich zu beschreiben – gerade das fasziniert die Nachahmer.
  2. Durch politisches Entgegenkommen und differenzierte Argumentation müssen die Anhänger des Islam Raum und Zeit erhalten, in ihrem Kulturkreis eine stringente religiöse Argumentation gegen das Selbstmordattentat zu entwickeln. Wer nach Attentaten den Islam pauschal als „schuldige Religion“ aburteilt, wie das manche christlichen Missionare tun, arbeitet den Verführern in die Hände.
  3. 3. Jeder Mensch liebt das Leben und misstraut im Grund einer eigenen, egoistischen Willkür, sich über die natürlichen Grenzen der eigenen Existenz hinwegzusetzen. Je vielfältiger und positiver seine Vorstellungen über seine Zukunft sind, desto zögernder wird er sich zur Selbstauflösung entscheiden.
  4. Die Vorstellung, dass ein in der selbstmörderischen Explosion aufgelöstes Selbst in einer anderen (besseren) Form weiterexistiert, muss nicht nur rational, sondern auch bildhaft kritisiert werden, durch literarische Darstellungen, Kunstwerke, Filme.
  5. Es ist naiv, zwischen „verführten“, jugendlichen Opfern und mafiösen Drahtziehern im Hintergrund differenzieren zu wollen. Das Problem liegt darin, dass beide Gruppen dieselben Werte teilen und sich umso enger zusammenschliessen, je weniger die Umwelt bereit ist, mit ihnen zu verhandeln.

1 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert