Alle Artikel mit dem Schlagwort: Narzissmus

Kleists Narzissmus

Vortrag auf der Jahrestagung der Heinrich-von-Kleist Gesellschaft in Berlin, November 2008

Jemanden wie Heinrich von Kleist würde man heute in die Psychiatrie stecken. Schon als Kind sei er, so ist es überliefert, ein nicht zu dämpfender Feuergeist gewesen – man hätte ihm heute das Zappelphilippsyndrom zugeschrieben, und Pillen gegen ADHS hätte er bekommen, um den krassen Wechsel zwischen Hyperaktivität und Depressivität ins Flussbett der Gewöhnlichkeit hineinzudämmen. Aber könnten wir dann dieses grandiose dichterische Werk bewundern?

So schreibt der Germanist Hermann Kurtze in einer Sammelrezension neuer Kleist-Biographien. Ich widerspreche dem. Kleists Verhalten wäre gegenwärtig nicht unproblematisch, gewiss. Vielleicht würde er wie [...]

→ weiterlesen.

Die verletzte Narzisse

Britney Spears aus der Sicht des Narzissmusforschers

Teenie-Star ist ein verächtliches Wort. Es sagt etwas über die Angst der Älteren. Teenie-Stars sind keine süssen Kinder, sondern hart arbeitende, zielbewusste Künstler, Jäger des Ruhms, die begriffen haben, wo sie den Weg zur Spitze suchen müssen. Der Mensch erreicht mit 14 Jahren den Höhepunkt seiner geistigen und physischen Leistungsfähigkeit. Niemals wieder wird er so schnell denken, unbekannte Probleme lösen, sich nach Verletzungen erholen können. Natürlich fehlt den jungen Frauen und Männern die Erfahrung. Aber was ist Erfahrung? Erfahrung mag ausnahmsweise auch einmal weise machen; die meisten Menschen engt sie ein.
In einer [...]

→ weiterlesen.

Therapy on Demand

Das neue Konzept einer bedarfsorientierten Psychotherapie: Mit dem Ende einer Psychoanalyse ist auch Heilung erreicht – so das bis heute gültige Dogma, das Patienten in Lebenskrisen lieber einen neuen Therapeuten suchen läßt, als dem alten wieder unter die Augen zu treten. Doch wie tauglich ist dieses Modell in der Praxis von heute?

Wolfgang Schmidbauer stellt das Prinzip vom endgültigen Abschluß einer Psychoanalyse auf den Prüfstand und plädiert für eine bedarfsorientierte Psychotherapie, eine „Therapy on Demand“, die die Rückkehr der „Geheilten“ zu ihren Therapeuten bewusst ermöglicht.

Denn gerade im Fall der narzisstischen Störungen hat sich ein solches Vorgehen bewährt. Schmidbauer skizziert [...]

→ weiterlesen.

Persönlichkeit und Menschenführung

Führungsaufgaben sind nicht nur eine Sache von Managern – sie begegnen Ärzten im Umgang mit ihren Patienten ebenso wie allen anderen Angehörigen helfender Berufe, aber auch Ehrenamtlichen, Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder, ja, selbst im Freundeskreis werden sie gelegentlich wahrgenommen.

Führungsaufgaben sind im Grunde Beziehungsaufgaben. Um sie erfolgreich zu lösen, bedarf es einer Persönlichkeit, die in einem gesunden Selbstgefühl – Narzissmus – verankert ist.

An vielfältigen Praxisbeispielen wird hier verdeutlicht, wie ein gesunder beziehungsweise kranker Narzissmus beschaffen ist und was daraus für die Führungsqualitäten eines Menschen folgt:
„Ein Leiter, der seine eigenen Bedürfnisse nach Macht und Grandiosität weder verleugnen [...]

→ weiterlesen.

Wenn Helfer Fehler machen

Im dritten, 1997 erschienenen Buch über die Helfer wird eine Erscheinung untersucht, die eng mit den wachsenden Einflüssen der Konsumhaltungen auf die zwischenmenschlichen Beziehungen zusammenhängt: der sexuelle Missbrauch in helfenden Beziehungen, vor allem in der Psychotherapie.

Es geht auch um die Suche nach einem Mittelweg zwischen der Verharmlosung solcher Vorfälle und ihrer Dämonisierung. Unparteiische, nüchterne Aufklärung dient den Interessen aller Beteiligten am besten.

Einsicht in die speziellen Gefährdungen der Beziehungshelfer schützt deren Professionalität mehr als moralisierender Eifer. Besondere Aufmerksamkeit ist den Situationen zugedacht, in denen die berufliche Arbeit aufgegeben und eine private Beziehung begonnen werden soll; hier wäre es sehr [...]

→ weiterlesen.