Kolumnen
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Bond auf der Couch

Zu jedem trivialen Helden der Konsumgesellschaft gehört ein Superschurke. Superman hat Lex Luthor, Batman den Pinguin, Bond Blofeld. Der Superschurke will die Welt sadistisch beherrschen, der Held will sie retten; die Szene selbst spottet jeder Ökonomie: Mit Riesenaufwand errichtete sadistische Systeme werden in die Luft gesprengt, damit am Ende mit knapper Not alles wieder so ist wie vorher.

Wenn wir das ganze als narzisstische Krise eines an dauernde Pubertät fixierten Mannes deuten, gewinnt es einen tieferen Sinn. Jeder junge Mann muss einmal ausziehen, einen Drachen zu erschlagen und eine Frau zu erobern. Der Drache steht für seine kindliche Bindung an die Mutter, von der er sich befreien muss, um Verantwortung für sich, seine Frau, seine Kinder zu übernehmen.

Wenn dieser Mann das aufgrund einer frühen Traumatisierung – wie dem Tod eines Elternteils – nicht leisten kann, bleibt er an Fragmente dieser Szene gebunden und muss sie kompensatorisch übersteigern. Das heisst, der Drache muss immer grösser und der Kampf gegen ihn immer gigantischer werden, denn dieser Sieg ersetzt die eigentliche Reife. So wird ein Drache nach dem anderen vernichtet, werden Jungfrauen ohne Zahl befreit und vernascht, ohne dass sich der Held entwickelt.

Zu diesem Artikel ist auch ein Interview im der Online Ausgabe des SZ-Magazins erschienen.

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