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Den Männern fehlen – Männer

Jungen müssen mehr gelobt werden, um dasselbe zu leisten wie Mädchen – und sie tun sich erheblich schwerer, sich dieses Lob von Seiten ihrer Lehrerinnen zu verschaffen, die sich mit Verständnis für die Mädchen leichter tun. Und 95 Prozent der Lehrkräfte in der Hrundschule sind Frauen. Ich kann Beusters Empfehlungen nur unterstreichen; sie gelten überall dort, wo Kränkbarkeiten einem Lernerfolg im Wege stehen. Aber es müsste sich noch viel mehr ändern. Mir scheint, dass es nicht Schwarzseherei, sondern Realismus ist, auf die Sackgasse hinzuweisen, in die das „starke“ Geschlecht geraten ist. Um die Kränkungen zu verarbeiten, welche zu verleugnen das Patriarchat den Männern so lange Zeit so gute Dienste leistete, müssten die Männer trauern können, Humor entwickeln, ihre Rückstände und den Vorsprung ihrer Frauen erkennen und ertragen. Aber all das haben sie nicht gelernt, denn sie hatten keine Väter, die ihnen dabei helfen konnten. So müssen sie mit den leisen und unvollkommenen Mitteln der Selbsterkenntnis daran arbeiten, sich neu zu orientieren und dabei zu bleiben, dass auch ein Vater, der nicht allen Ansprüchen von Mutter und Kind genügt, weit besser ist als gar keiner. Wenn solche Väter in den Familien ihren Platz behaupten und an den Söhnen dranbleibe, könnten aus diesen Männer werden, die sich nicht dort gekränkt zurückziehen, wo sie nicht die grössten sein dürfen. Das alles kostet Zeit, Zeit, die wir eigentlich nicht haben.

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