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Schütt Hormone über mich…

Wichtig ist hier das kleine Wort „manchmal“. Wenn beispielsweise eine Frau mit Symptomen der Wechseljahre zum Spezialisten geht und dieser ihr nach einer ausführlichen Untersuchung erklärt, ihr Leiden sei auf einen Hormonmangel zurückzuführen, versäumt er in der Regel sie darüber aufzuklären, dass durch die Strassen vor der Praxis jede Menge Frauen spazieren, die den selben Hormonmangel, aber keine Symptome haben.

Jüngst habe ich einen Text entdeckt, in dem ein Kollege die Bedeutung der Sexualität für unser Leben mit einem Vergleich beleuchtet, der auf geradezu rührende Weise die kindliche Warumfrage mit der Physiologie verbindet. Roland Weber, Paartherapeut in Stuttgart, schreibt: „Aufraffen lohnt sich. Der Grund ist einfach und vielfach belegt: Beim Sex belohnt uns Mutter Natur, indem sie zwei Hormone ausschüttet, das Glückshormon Dopamin. Das Ergebnis ist eine positive Aufgeregtheit. Zum Zweiten das Bindungshormon Oxytocin, das Menschen aneinander bindet.“

Stilistisch ist das etwas holprig, aber das macht eine Botschaft wett, zu der einem das Märchen von Aschenputtel in den Sinn kommt: Das verwaiste Mädchen eilt auf den Friedhof, wo der gute Geist der Mutter auf sie wartet. „Bäumchen rüttel dich und schüttel dich, wirf Gold und Silber über mich!“ sagt es, und schon fallen Tanzkleid und Schuhe herunter.

Dennoch kann man ins Grübeln kommen. Belohnt uns jetzt Mutter Natur, weil wir Sex haben? Haben wir Sex, weil wir uns an die letzte Belohnung durch Mutter Natur erinnern? Warum haben wir überhaupt angefangen mit dem Sex? Dass wir mit Hormonen belohnt werden, wussten wir damals doch noch gar nicht! Das Glückshormon Dopamin wird auch ausgeschüttet, wenn wir Achterbahn fahren oder uns an Gummiseilen in Abgründe stürzen. Was hat nun das wieder mit Sex zu tun? Oder mit Glück?

Fragen über Fragen.

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