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Das vertrage ich nicht!

Jeder hat sie in seinem Bekanntenkreis: Gäste, die auf eine reich gedeckte Tafel starren als sei sie ein australisches Gewässer voller Sumpfkrokodile. Ist da Weizenmehl drin? Milch? Eine Spur von Nüssen? Erdbeeren? Kiwis? Fisch? Sie haben eine Lebensmittelallergie, sie müssen diese Feinde ihres Wohlergehens rechtzeitig erkennen und unbedingt vermeiden. Schwingt da ein leiser Vorwurf mit, man habe sie eingeladen, ohne vorher ihre speziellen Diät-Bedürfnisse abzufragen?

Rund zwanzig Prozent der Deutschen glauben, sie würden allergisch reagieren, wenn sie das Falsche essen. Die Spezialisten in den Kliniken korrigieren: Nach genauen Untersuchungen bleiben nur zwei Prozent übrig. In den USA ist es ähnlich, man kann sogar sagen, sie sind uns, wie in anderen Zivilisationsverwirrungen, auch hier voraus, denn dort glauben sogar um die dreißig Prozent, an einer Nahrungsmittelallergie zu leiden; in kritischen Untersuchungen bleiben nach einer Statistik des Nationalinstitutes in Bethesda/Maryland drei bis vier Prozent übrig.

Ein Teil der Diskrepanz lässt sich physiologisch erklären: Wenn Heuschnupfenkranke etwas essen, das ein ähnliches Protein enthält wie etwa Birkenpollen, vertragen sie das nicht. Diese so genannte Kreuzallergie kann viele Obst- und Gemüsesorten betreffen; sie ist aber launisch, weil das betreffende Protein instabil ist; so können Menschen Apfelkompott vertragen, die es beim Genuss roher Äpfel im Mund juckt.

Es ist etwas faul mit unserer Ernährung. Agrarfabriken produzieren ohne Rücksicht auf Artenvielfalt und Tierschutz. Kleinbauern verschwinden, aus Getreide wird Sprit, um die Autos der reichen Länder zu betreiben, oder Viehfutter, um „hochwertige“ Nahrung zu produzieren. Es gibt in den armen Ländern die ersten Aufstände. Wer von umgerechnet einem Euro am Tag leben muss, den lässt es nicht kalt, wenn der Brotpreis steigt. Für jedes Prozent Teuerung der Grundnahrungsmittel durch unsere Luxusbedürfnisse werden weltweit 16 Millionen Menschen mehr hungern.

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