Vortrag
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Berufsrollen unter Druck

Solange das Kind im Kindergarten glücklich ist, haben die Betreuerinnen und die Eltern eine schöne Zeit miteinander. Aber so paradiesisch können die Zustände nicht bleiben, wollen sich auch oft nicht einmal dorthin entwickeln. Denn im Kindergarten (und in Familien auch) geht es nicht nur um Harmonie, sondern auch um Konkurrenz. Kann das Kind „mithalten“, was Kontaktfreude, Spielgeschick, Platz in der Gruppe angeht? Geht es gerne in den Kindergarten oder muss es jedesmal als Tränenbündel abgeliefert werden?

Um in unserem geologischen Bild zu bleiben: die Aggressionen der Eltern, welche den Eindruck haben, dass ihr Kind im Kindergarten nicht glücklich genug ist, die Aggressionen der Gruppenleiterinnen, wenn Eltern ihre Kinder nicht im Griff haben und kleine Soziopathen anliefern, wirken wie ein Magmaschlot auf die Erdkruste. Sie greifen die festen Strukturen an und führen dort, wo entsprechende Aggressionen auf keine professionellen Gegenkräfte stossen, zu Vulkanausbrüchen.

Der kleine Massai

Lauschen wir der Realität ein Beispiel ab. Eine Studentin ist von ihrem Kenya-Urlaub schwanger zurückgekommen und hat einen Jungen zur Welt gebracht, dem sie, sobald er ihr zuhören kann erzählt, sein Vater sei ein Massai-Häuptling gewesen, er hätte sie gerne seinem Harem hinzugefügt, aber das hätte sie bei aller Liebe nicht leisten können.

Die Kindergärtnerinnen zweifeln an dieser Geschichte, aber der Junge ist fest davon überzeugt, ein Häuptlingssohn zu sein. In der Gruppe, die ihn aufgenommen hat, arbeiten eine Erzieherin, die nach ihrem Jahrespraktikum übernommen wurde, und eine Kinderpflegerin zusammen, die nach zehn Jahren Pause wieder in eine Halbtagsstelle zurückgekehrt ist. Die Erzieherin ist sehr dünn (manche munkeln, sie sei Anorektikerin, was sie abstreitet), blond und zierlich: die dunkelhaarige Kinderpflegerin kämpft mit einem leichten Übergewicht und ist einen Kopf grösser.

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