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Grossvater war im Krieg

Die traumatisierten Väter unterstellen ihren Kindern die eigene Gier und bekämpfen diese durch „pädagogisch“ verordnete Askese, die durch ihre Not während der Kriegsgefangenschaft gerechtfertigt wird. Dahinter steht der Neid des Verletzten auf die Glücksfähigkeiten, die naive Lust und Zuversicht des Kindes, das – anders als der traumatisierte Vater – noch glauben kann, dass seine Projekte, sich ein Minidrama von Genuss durch Verzicht zu inszenieren, Erfolg haben werden.

Solche Minidramen sind sozusagen die Spitz des Eisbergs; darunter liegt eine mächtige und bis heute wirksame Bereitschaft der traumatisierten Eltern, Lebensfreude und Zuversicht zu ignorieren. Da die deutschen Soldaten in einem verbrecherischen Krieg gekämpft hatten, gab es in der Zeit nach 1945 keine öffentliche Anerkennung, allenfalls Defensivbündnisse nach dem Motto, dass das deutsche Leid ohnehin nur verstehen könne, wer es selbst durchlitten hatte, während alle Welt ergriffen am Leid des jüdischen Volkes teilzuhaben schien.

Diese Eltern machen die eigenen Erfahrungen einer bösartigen Führung, die den Soldaten anlügt und im Stich lässt, zum Erziehungsprinzip. Sie sind skeptisch, überkritisch, warnen stets zu Vorsicht und kündigen Strafe für gute Laune an. „Die Vögel, welche am Morgen laut singen, frisst am Abend die Katz!“ Was ihnen geschah, können sie ihren Kindern gar nicht früh genug vermitteln und diesen so die Gefahren der Naivität ersparen. Von ihnen sollen auch die in Sicherheit und Freiheit aufwachsenden Kinder lernen, den besten Bissen zu verschlingen, ehe ihn jemand wegschnappt. Sie reden sich diese Impulshandlungen schön. Sie behaupten, ihre Kinder auf das Leben vorzubereiten, während sie ihnen doch ihre eigene Sterbensangst vermitteln.

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