Kolumnen
Schreibe einen Kommentar

Die Helferdiskussion

Der Leiter der Veranstaltung brach die Diskussion ab, es sei spät geworden und alle müde, man müsse das Gesagte nachwirken lassen. Der Leiter des Ärzteshauses erklärte noch, wie die an Punktbestätigungen interessierten Teilnehmer diese haben könnten, und dass das Gesetz, welches nicht fortbildungswillige Kassenärzte mit Honorarkürzungen bestrafe, in den nächsten zehn Jahren umgesetzt werden.

Einige Hörer kamen nun zum Referenten. Ihnen habe gefallen, was er gesagt habe, sehr gut. Sie hätten sich aber nicht getraut, das in der grossen Masse zu sagen. Er musste ein paar seiner Bücher signieren, die Hörer mitgebracht hatten. Ein Inder sprach ihn an, der sich sehr für den Vortrag bedankte, er habe zwar nur wenig vom Inhalt verstanden, aber was er gespürt habe, sei ausserordentlich gewesen. Und er wolle nur eine Frage stellen: Was habe der Referent dagegen, die spirituelle Dimension in die Psychotherapie einzubeziehen?

Er halte nichts davon, so zu tun, als ob man sich über Spiritualität verständigen und sie als professionelle Leistung verkaufen könne, sagte der Referent. Es möge Spirituelles geben, aber das sei für ihn strikte Privatsache und kein Gegenstand von Wissenschaft oder Therapie. Der Inder bedankte sich höflich, lächelte und ging. „Ich habe mich nicht über die esoterischen Positionen gewundert“, sagte der Referent im Hinausgehen zum Diskussionsleiter, „wohl aber darüber, dass soviele Hörer geklatscht haben.“ „Ich sage ihnen, ganz ernsthaft, denken Sie darüber nach: in zwanzig Jahren wird es nur noch spirituelle Therapie geben, keine Psychotherapie mehr“, sagte die Dame mit dem Engel energisch.

„Wenn ich es erlebe“, sagte der Referent lächelnd. Er war schliesslich schon ein paar Jahre über sechzig.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert