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Nie mehr allein mit Bäumen

Wenn ein Zeitreisender aus den siebziger Jahren heute hier landen würde, wäre ihm vieles vertraut. Der Englische Garten sieht seit zweihundert Jahren nicht viel anders aus als heute, Autos gab es 1970 weniger, Jogger auch, aber die Mütter schoben ihre Kinderwagen, die Hunde spielten miteinander und die Radler kümmerten sich nicht darum, dass manche Wege nur für Fußgänger waren – leben und leben lassen.

Nur in diesem Punkt würde der Zeitreisende glauben, dass viele Spaziergänger verrückt geworden sind: sie führen Selbstgespräche, manche laut, mache verhalten; einige haben die Hand am Ohr, andere sprechen in die Verdickung eines erst bei näherem Hinsehen erkennbaren, dünnen Schlauchs, den sie um den Hals tragen. Und die meisten jüngeren Menschen, die auf den Parkbänken sitzen, tippen in kleine, flache Kästchen oder wischen immer wieder drüber und betrachten das Ergebnis wie eine unermüdliche, aber auch ewig unzufriedene Putzfrau.

Den Nicht-Zeitreisenden wundert das alles nicht mehr. Wer in der Öffentlichkeit laut redet, ohne dass sein Gesprächspartner sichtbar ist, der hat eben ein Smartphone mit Freisprechanlage und telefoniert. Und wer sitzt und wischt, checkt seine Mails oder Facebook und Twitter. So einfach ist das.

Nicht ganz, möchte ich sagen. Es verschiebt sich eine Beziehung, es entwickelt sich ein Übergewicht, das der Idee des Parks im Allgemeinen, des Englischen Gartens im Besonderen quasi entgegengesetzt ist. Als der Park in die Städte kam, war er als Oase der Ruhe und Naturnähe gedacht.

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