Kolumnen
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Über das Schwärmen

Im Schwärmen verbinden sich kindliche Suche und Gewinn von Autonomie. Die Mädchen, die für Pferde schwärmen, gewinnen ein Übergangsobjekt, einen mächtigen Verbündeten, der sie trägt und hält – und doch aus der Abhängigkeit von den Eltern befreit. Das Schwärmen bereitet neue Bindungen vor; es rüstet ein Gegenüber mit Macht und Einfluss aus, die Ablösung erleichtern und den Weg in einen Gewinn an Freiheit ebnen.

Jetzt geriet ich selbst ins Schwärmen. Ich dachte an den Bienenschwarm, der einmal am Fensterladen hing und mich veranlasste, in Meyers großem Lexikon nachzuschlagen, wie sich ein solcher Organismus verhält. Innen sitzt die Königin; außen brechen Spurbienen auf, die geeignete Hohlräume suchen – einen morschen Baum, einen Schrank in einer Ruine, den leeren Bienenstock eines Imkers. Wenn nicht die Feuerwehr kommt und den Schwarm in einen passenden Kasten klopft, melden diese Spurbienen durch ihre Tänze einen Zufluchtsort. Haben sie mehrere solche Orte entdeckt, fliegt der Schwarm verlässlich zu der Zuflucht, welche die meisten Spurbienen tanzen: Demokratische Entscheidungen im Bienenstaat.

Dann dachte ich mich zurück in die Rolle als Ehemann, Vater und Paartherapeut. Wie gut ist es doch, für unsere Lieben immer wieder zu schwärmen, Spurgedanken auszusenden, die uns mit ihnen verbinden und das Gute wiederholen, das sie für uns bedeuten.

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