Aufsaetze

Einbrüche

Bedrückend ist, dass es nichts nützt, einen armseligen Haushalt zu führen, mit einem Gasherd für sechzig Euro, alten Töpfen und einem Holzofen vom Flohmarkt. Offensichtlich weil die Reichen immer besser geschützt sind durch Alarmanlagen und Videoüberwachung, müssen sich die Diebe auf die Armen konzentrieren – dort ist zwar wenig zu holen, aber Kleinvieh macht auch Mist und je mehr Diebstähle angezeigt werden, desto weniger werden aufgeklärt, höchst unwahrscheinlich, dass bei einem Schaden von einigen hundert Euro die Carabinieri einen Finger mehr krumm machen als den für das Protokoll.

Der größere Schaden ist die Reparatur der zerschmetterten Türe – denn mit einem Wackerstein lässt sich offensichtlich ein Riegel noch schneller knacken als mit einem Brecheisen. Die Eisentüre schließlich entmutigt die Täter nicht, sondern spornt ihren Ehrgeiz an. Wäre es nicht besser, eine einbrecherfreundliche Konstruktion zu ersinnen, die mit möglichst geringem Schaden überwunden werden kann? Ein dicker Riegel mit einer Art Kofferschloss, das jeder mit einer Büroklammer oder einem Schweizer Armeemesser öffnen kann? Auf den Anstand des Einbrechers rechnen, der seine Spuren verwischt und das Schloss nachher wieder einhängt, als hätte er es gar nicht geknackt?

So ließ ich dem Schmied freie Hand; er behauptete, jetzt sei für immer Ruhe. Aber er hatte sein Eisen in weichen Sandstein gedübelt; mit Meißel und Brecheisen brauchten die Panzerknacker wohl nicht mehr als eine Viertelstunde, um einen Schaden von 1200 Euro anzurichten und dann Beute im Wert eines Zehntels davonzuschleppen.

Mit einer Mischung aus bemühtem Humor und Paranoia verarbeitet der Hausbesetzer solche Ereignisse. Vielleicht war es gar der Schmied selber, der sich einen Folgeauftrag wünschte? Gibt es jemand, der mich vertreiben will, um das Grundstück zu developen? Suche nach der richtigen Türe: Sie soll einen so starken Eindruck machen, dass der potenzielle Einbrecher bei ihrem Anblick einfach aufgibt, und so leicht zu knacken sein, dass er nichts kaputtmachen muss, um sie aufzukriegen.

An einem Sommertag im Jahr 1965 fuhren wir in meinem VW-Käfer, Standardmodell, nur mit Zwischengas zu schalten, nach Vicchio, weil uns dort ein Neffe unserer Zimmerwirtin ein billiges Haus versprochen hatte. Wir stiegen mit ihm hügelan, kamen bei einem Schweinezüchter vorbei, der darauf bestand, dass jeder von uns ein Glas saueren Wein trank und sofort versprach, ein gutes Wort einzulegen, wenn wir das von ihm gepachtete Haus kaufen wollten, seine Frau liege ihm schon lange in den Ohren, er solle sich eine Arbeit im Dorf suchen.

Dann stiegen wir weiter, einen ausgewaschenen, für Fahrzeuge längst unpassierbaren Hohlweg, Bachbett in der Regenzeit, kletterten über bemooste Standsteinblöcke, kamen endlich aufatmend zu einem Haus, das uns wunderschön erschien, groß, mit sechs Fenstern aus zwei Stockwerken ins Tal blickend, die oberen Fenster mit Sandsteingesimsen, die Mauern solide, nur der Kamin eingestürzt, gegenüber die Capanna mit Cantina und Tino – Weinkeller und Weinkelter, ein großer Bottich aus Kastanienbohlen.
Die Tür war verschlossen. Wir lernten den Makler kennen, den unsere Freunde konsultiert hatten, den fattore der padrona, einen freundlichen Mann mit strahlend blauen Augen und dem dazu passenden Namen Elio. Er fragte den Hirten, der das Land gepachtet hatte, ob dieser einen Schlüssel habe. Nein, aber kein Problem, man könne durch das Oberlicht einsteigen und von innen öffnen.